Ein Wörtchen zum stillen Örtchen

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08.07.2022 • evelynewandert

Ein Wörtchen zum stillen Örtchen

Es kam, wie es kommen musste: Ich musste. Unbedingt. Unaufschiebbar. Ein Liter Frühstückstee wollte raus, und zwar JETZT. So weit so normal, hätte ich mich in der Nähe eines WCs oder fernab der Zivilisation in einem Wald mit reichlich Rückzugsmöglichkeiten befunden. Ich aber marschierte inmitten der Alpenkulisse, wo Edelweiss und Enzian blühen, Gämsen äsen, Schneehühner brüten und der Bergfuchs auf Beute lauert. Auf einer hochfrequentierten klassischen Wanderroute, umzingelt von massenhaft potenziell schaulustigen Wandersleuten von Nah und Fern. Ohne Chance auf ein erlösendes Versteck.

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Rettung in Sicht

Dafür mit rettender Berghütte vor Augen.
Es war ein Glücksfall.

Weniger wegen der Möglichkeit, meine übervolle Blase zu entleeren, sondern vielmehr, weil mir dort wieder einmal bewusst wurde, wie anspruchsvoll das Thema Toilette über der Baumgrenze ist. Darüber habe ich schon in meinem Beitrag vom Oktober 2018 berichtet.

Völlig zu Recht bittet der Betreiber der Hütte die Benützer des WCs um Bezahlung eines Unkostenbeitrags, sollten sie ohne Konsumation wieder abrauschen wollen. Das Ganze wird mit kontrollierter Herausgabe des Schlüssels überwacht und durch Anschlag der Milchbüechlirechnung eindrücklich dokumentiert, siehe Bild.

Im Internet konnte ich dazu am Beispiel der Blüemlisalphütte noch folgendes lesen: Jeder einzelne Gast verbraucht im Schnitt 50 Liter Wasser. In einem Schweizer Haushalt wird mit 140 Litern pro Person und Tag zwar fast das Dreifache an Wasser verbraucht. Trotzdem ist im Vergleich dazu der Verbrauch in der Blüemlisalphütte zu hoch. Nasstoiletten sind richtige Wasserfresser. Mit Trockentoiletten liesse sich das Wasserproblem weitgehend beheben, und sie würden den Wasserverbrauch auf rund 20 Liter pro Gast und Tag reduzieren.

Der Betreiber der Berghütte wird seine Gründe haben, weshalb er eine Nasstoilette mit Spülung zur Verfügung stellt. Es gäbe Alternativen, mit all ihren Vor- und Nachteilen. Ich bin nicht vom Fach und will es mir nicht anmassen, mit Kritik um mich zu werfen. Für mich steht einzig fest, dass ich meinem Prinzip wenn immer möglich treu bleiben und das kleine Geschäft weiterhin papierlos in der Wildnis verrichten werde. Und für das grosse Geschäft galt bei mir schon immer: «E rächte Puur bringt d Bschütti hei.»

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Ort des Geschehens

Nachweis Titelbild: © Rémy Kappeler

Hüttenwanderin

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