Wie werden Wanderwegweiser hergestellt?

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28.11.2018 • wanderconcierge

Wie werden Wanderwegweiser hergestellt?

Als Wanderconcierge hat man so seine Kontakte und bekommt ab und an Zutritt zu besonderen Orten. So durfte ich bei der Firma Sommerhalder smartgrafik Thun hinter die Kulissen blicken und den Macherinnen und Machern der Wanderwegweiser über die Schultern schauen. Stampfende und ratternde Druckmaschinen suche ich in der Abteilung Wanderwege vergebens. Schnell wird klar, hier steckt ganz viel Handarbeit dahinter.

Mit allen Wassern gewaschen
„Ein Wanderwegweiser muss einiges aushalten können. Er ist Sonne, Wind und Schnee ausgesetzt. Deshalb spielt die Qualität eine grosse Rolle. Es ist wichtig, die richtigen Materialien zu verwenden und das richtige Verfahren zu wählen, damit die Wegweiser nicht verbleichen“, erklärt Daniel Steudler, Leiter der Abteilung Wanderwege. Die Lebensdauer betrage dann locker 20 bis 30 Jahre. „Es sei denn, dass darauf geschossen wird, was nicht selten vorkommt“, ergänzt Steudler. In solchen Fällen und vor allem bei Beschädigungen durch Naturgewalten sind er und seine Mitarbeitenden gefragt. Ersatz muss her. Aufträge erhält das Team ebenfalls, wenn neue Wanderwege oder Routen beschildert werden.

Zu den Auftraggebern gehören Wanderweg-Organisationen, Tourismusbüros oder Gemeinden aus der ganzen Schweiz. Auch in die Nachbarländer wird geliefert oder gar bis nach China, denn Wanderfans können privat Geschenk-Wegweiser für beispielsweise Geburtstage oder Hochzeiten bestellen.

Wegweiser ist nicht gleich Wegweiser
Doch nun zurück zu den offiziellen Tafeln, die uns auf Wanderungen den Weg weisen. Diese werden nach klaren einheitlichen Normen hergestellt. „Es gibt 28 Normgrössen zu 4 Farben – das ergibt über 100 verschiedene Möglichkeiten“, zählt Steudler die Arten von Wegweisern auf. Die Auswahl reicht von Richtungszeigern über individuelle Wegweisertafeln bis hin zu Objekt-, Informations- und Hinweistafeln. Jährlich produziert die Abteilung etwa 4300 Stück. Hochsaison ist vorallem zwischen Januar und Sommer. Wie viel Zeit für die Herstellung benötigt wird und wie viel das Endprodukt kostet, hängt davon ab, ob es sich um einen Seriendruck oder Einzelanfertigungen handelt.

Nach der Einführung geht es ans Eingemachte. Mitarbeiterin Susanne Stettler zeigt die einzelnen Schritte der Produktion auf:

Schritt 1: Material

Den aus einer Aluminiumplatte gelaserten Rohlingen wird eine gelbe Pulverlackierung verpasst. Eine spezielle Vorbehandlung sorgt für die ideale Haftbarkeit. Diese Rohlinge beziehen die Wegweiserbedrucker extern. Nach dem Anschliff, kann die Vorarbeit für den Aufdruck beginnen.

Schritt 2: Vorarbeit Je nach Art des Wegweisers werden zuerst die weissen Standortfelder oder Bergwegspitzen im Siebdruckverfahren aufgedruckt.

Schritt 3: Beschriftung
Mittels selber entwickeltem Computerprogramm wird der Text vorbereitet, der anschliessend auf einer speziellen Maskenfolie zugeschnitten wird. Das Ablösen der Folie erfordert viel Fingerspitzengefühl und Geduld. „Eine genaue und gute Druckvorbereitung ist das A und O“, erklärt Stettler während ich selber einen Versuch starte, die Folie aus den kleinen Ecken der Buchstaben und Zahlen zu lösen. Die Folieschrift dient anschliessend zur Herstellung des Siebes mittels speziellem Lichtverfahren.

Schritt 4: Finalisierung
Nach dem Druck wird die Farbe eingebrannt und anschliessend mit einem Schutzlack überzogen. Haben die Wegweiser die Nachkontrolle gemeistert, werden sie schliesslich ausgeliefert.

Haben Sie das über Wanderwegweiser gewusst:

  • In der Schweiz gibt es rund 50 000 Wegweiser-Standorte. Mit schätzungsweise 4 Wegweisern pro Stange im Schnitt ergibt dies 200 000 Wanderwegweiser.
  • Rund 1500 Freiwillige der kantonalen Wanderwegorganisationen oder Gemeindeangestellte kümmern sich um deren Wartung oder Montage.
  • Die Schweizer Armee liess während des 2. Weltkriegs sämtliche Wanderwegweiser entfernen, damit diese potentiellen Invasoren nicht als Orientierungshilfe dienen.
  • Bereits am Gründungstag der Schweizer Wanderwege 1934 wurde eine für die ganze Schweiz einheitliche Gestaltung festgelegt: Schwarze Schrift auf gelben Tafeln.
  • Seit 2006 ist die Beschilderung der Wanderwege in der Norm SN 640 829a festgelegt und verbindlich geregelt.
  • Wandernde sind heute langsamer unterwegs als früher – die angegebene Wegzeit geht von 4.2km/h aus, 1940 waren es noch 4.5km/h.

Schauen Sie nun das nächste Mal Wanderwegweiser noch mit denselben Augen an?

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