Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

1615 Einträge wurden gefunden
Druidinnenfelsen bei Bourrignon JU Nr. 1105
Bourrignon — Pleigne • JU

Druidinnenfelsen bei Bourrignon JU

Zu Beginn der Maienzeit, als die Unbilden des Winters endgültig ausgestanden waren, schickte die Druidenpriesterin von den Jurahöhen einen ausgewählten Jüngling über Land. Er war ganz in Grün gekleidet und schwenkte einen blühenden Weissdornzweig in der Hand. Auf einem festlich aufgezäumten Schimmel ritt er durch die Dörfer der Ajoie und verkündete den angebrochenen Wonnemonat. Die schönste Jungfrau der ganzen Lande sass hinter ihm auf der Kruppe und sang die frohen Sommerweisen … Es gibt Orte in unserem Land, die entrücken einen mit ihrer Atmosphäre ohne weiteres Zutun wie von selbst in sagenumwobene Sphären. Zu ihnen gehört der Kalksteinmonolith «La fille de mai» unweit der elsässischen Grenze. Wie eine versteinerte Frauengestalt erhebt er sich 33 Meter hoch aus dem steilen Buchenwald. Für die keltische Urbevölkerung verkörperte er einst die Landesgöttin Maïa. Von unserem Ausgangspunkt Bourrignon aus ist er schon von Weitem erkennbar. Vor dem Besuch der antiken Göttin führt der Pfad aber zunächst auf die hohen Kreten des nördlichen Jura, durch verwunschene Wälder aus knorrigen Buchen und Stechpalmen. Weit schweifen die Blicke von der Felsenkanzel der Grande Roche über die topfebene Ajoie. Auf den Höhenflug folgt das Eintauchen: In der tiefen Klus von Lucelle spiegelt sich die alte Abtei geheimnisvoll im stillen Weiher. In der Nähe führt ein Abstecher zu einer kleinen Grotte oberhalb des Wanderweges, die selbst die Stimmung eines alten Kultplatzes verströmt. Wie geschaffen, um hungrigen Mägen hier etwas Wegzehrung zu gönnen. Am Forstweg durch die Côte de Mai weist schliesslich ein hölzerner Wegweiser auf den Göttinnenfelsen hin, der nur durch einen schmalen Pfad zugänglich ist. Noch heute weht eine Aura längst vergangener naturmythischer Sakralfeiern über diesem geheimnisvollen Ort.
Eine eiskalte Sommergeschichte Nr. 1073
Klöntal, Plätz — Rhodannenberg • GL

Eine eiskalte Sommergeschichte

Im Klöntal gibt es zwei eisige Geschichten - die eine ist Vergangenheit, die andere süsse Gegenwart. Die erste beginnt im Winter 1862, als Gabriel Leuziger mit der Säge Eisblöcke aus dem gefrorenen See heraustrennt. Er bringt sie nach Netstal und bewahrt sie dort gut isoliert auf. Er wird ausgelacht. Aber nur, bis die Leute realisieren, welch riesiges Geschäft sich da auftut. Zehn Jahre später stehen mehrere Hundert Arbeiter mit Pickeln, Sägen, Seilen und Haken auf dem gefrorenen See und laden Unmengen von Eis auf Pferdefuhrwerke. Bierbrauereien, Hotels, Spitäler, selbst Ozeandampfer in aller Welt sorgen für Nachfrage. Im Frühling, wenn der Wasserstand des Klöntalersees tief ist, sind bei Unter Herberig heute noch Mauern von damaligen Häusern zu sehen: In diesen Gletscherhütten lagerte das Eis, das erst im Sommer ausgeliefert wurde. Das Geschäft florierte, bis in den 1950er-Jahren der Kühlschrank erfunden wurde. Die Idee mit dem Eis aufgenommen hat André van Sprundel. Seit über 25 Jahren fährt der findige Hotelier des Rhodannenbergs im Sommer mit seinem «Ice Dream Express» über den See und versorgt Wandernde und Badende mit süssem Eis. Schon von Weitem ist das farbige Boot zu sehen, viele warten bereits auf den süssen Ruf des «Glacemaa». Viel Zeit hat er nicht für seine Tour, die Glaces schmelzen in der Kühlbox nach wenigen Stunden dahin. Das Boot ist der süsse Höhepunkt einer idyllischen Familienwanderung dem Klöntalersee entlang. Sie beginnt hinter dem Restaurant Im Plätz am westlichen Ende des Sees. Einmal auf dem markierten Weg, kann man sich kaum mehr verlaufen. Ohne Höhenmeter führt die Wanderung grossteils durch den schattigen Wald, vorbei an Badeplätzen, einem Wasserfall und dem Bärentritt, wo die Kriegskasse des russischen Generals Suworow seit 1799 im See liegen soll - im Sommer wie im eisigen Winter.
Ein Blick auf Babelis Welt 1 Nr. 1075
Start point — Schönengrund • SG

Ein Blick auf Babelis Welt 1

Da liegt rechts das Toggenburg, links das Appenzellerland. Auf dem Wilket betrachtet ein Wanderer all die Hügel, die ihm zu Füssen liegen, und stellt fest: «Würde man mit dem grossen Bügeleisen über diese Landschaft fahren, wäre sie glatt dreimal so gross.» Der Neckertaler Höhenweg führt auf seiner ersten von drei Etappen von Mogelsberg zur Wilkethöchi und dann über das Bergrestaurant Bergli und über weitere Aussichtspunkte nach Schönengrund. Das Neckertal gehört nicht zu den grossen touristischen Regionen der Schweiz und konnte darum seine landschaftliche Unschuld bewahren, darin liegt auch sein Reiz. Und weil die Dörfer und Höfe noch erscheinen wie vor über 100 Jahren, erinnert die Szenerie wie kaum woanders an die Appenzeller Bauernmalerei. Eine grosse Meisterin dieser Volkskunst war Anna Barbara Aemisegger-Giezendanner (1831-1905), genannt «Babeli Giezendanner». Sie malte besonders detailreich, eigentliche Wimmelbilder. Babeli Giezendanner wird heute von Kunstsammlern teuer gekauft, in ihrer Zeit aber kämpfte sie als alleinerziehende Witwe in einem rastlosen Leben stets um ihre Existenz. Nach Mogelsberg sind die Hügel zunächst noch rund und weich, auch nicht allzu hoch. Schon nach wenigen Kilometern aber werden die kleinen Täler schroffer und die Erhebungen kantiger. Im Toggenburg liegen die Alpen tief, der alpine Charakter setzt sich schon auf 800 Höhenmetern durch. Im Berggasthaus Alp Wimpfel macht am Wochenende eine erste Stärkung Sinn, danach beginnt der Aufstieg auf die Wilkethöchi. Die Route führt dann in schönem Auf und Ab durch die typische Streusiedlungslandschaft mit schmucken Bauernhäusern. Vor Schönengrund sind die Hügel dann wieder kleiner - rund und weich wie die Seelen der ansässigen Bauern.
Ein Blick auf Babelis Welt 2 Nr. 1076
Schwägalp — Hemberg • SG

Ein Blick auf Babelis Welt 2

Von der Schwägalp führt die dritte Etappe des Neckertaler Höhenwegs auf einem Höhenzug über beinah 20 Kilometer nach Hemberg. Im dortigen Armenhaus starb 1905 die Bauernmalerin Anna Barbara Aemisegger-Giezendanner, im Toggenburg «s Giezedanners Babeli» genannt, nach einer Odyssee der Armut, die sie malend und zeichnend durchs Toggenburg geführt hatte. Am besten startet man auf der Passhöhe Schwägalp. Ein Weg führt durch das Moor zum Chräzerenpass, von wo aus ein Fahrweg zur Alp Horn verläuft. Hier ist das Neckertal erreicht. Der Weg führt nun oberhalb des Ofenlochs, einer imposanten Nagelfluhschlucht, zur Ellbogen-Alp. Der Aufstieg zum Hinterfallenchopf kostet an der Sonne einige Schweisstropfen. Dafür entschädigt eine famose Sicht auf den Säntis und über das Toggenburg bis zu den Alpen. Nach einer ausgiebigen Rast geht es zur Chloster* alp hinunter. Der Aufstieg zur Gössigenhöchi ist teilweise weglos, aber kaum zu verfehlen. Über den Bergrücken wird der Aussichtspunkt mit Sitzbänken erreicht. Eine Rast gibt Kraft für den Abstieg über einige Kehren nach Ritteren. Durch den Wald weiter nach Grundlosen hinunter, dort ein kurzes Stück der Strasse entlang, und bald führt ein Wald- und Wiesenweg, der sehr nass sein kann, der Schlattegg entlang nach Bendel. In diesem Weiler kam «s Giezedanners Babeli» 1831 zur Welt. Entsprechend reich ist ihr Werk an Häusern, Dorfansichten und bäuerlichen Szenen rund um Hemberg und Kappel. Im Bendel trifft man auf das einzige Restaurant der Tour, den «Sternen», gleich rechts davon stand Babelis mutmassliches Eltern- und Geburtshaus. Vor dem Weiler führt der Fahrweg in den Wald und bringt den Wanderer an Riegelschwendi vorbei nach Hemberg. Früher hatte die Mousseline-Weberei hier oben grosse Tradition. Sie gab auch der alleinerziehenden Witwe Babeli einen unverzichtbaren Zusatzverdienst.
Surenenpass Nr. 1019
Fürenalp — Brüsti • OW

Surenenpass

Idyllisch schmiegt sich die kleine Kapelle in die Hügel der Blackenalp. Ein Kraftort, sagen die Einheimischen. Und so fühlt es sich auf der Alp unter der von Schlossstock, Wissigstock und Blackenstock aufgespannten Felsarena auch an. Es ist eine urchige Kraft, die man zu spüren meint. Urtümlich ist auch die Sage, die hier ihren Schauplatz hat: die Surenensage. Früher, so steht es in Engelberger Archiven, soll hier ein Ungeheurer gewütet haben, das Greiss. Ein junger Schafhirt habe sein liebstes Lamm mit Weihwasser aus der Kirche von Attinghausen taufen wollen, worauf sich das Tier in ein Ungeheuer verwandelte und fortan Blut forderte und Schrecken verbreitete. Abhilfe konnte erst ein silberweisses Stierkalb schaffen. Dieses wurde neun Jahre lang gesäugt und dann als mächtiger Stier von einer Jungfrau über den Pass auf die Surenen geführt. Dort oben bezwang der Stier das Ungeheuer im Kampf. Die Stierenkapelle und der Stierenbach sind nach ihm benannt. Unterhalb der Blackenalp stürzt dieser Bach als imposanter Stäuber das Tal hinab. Eine gute Stunde zieht sich der Weg bis zum Stierenbachfall. Von der Bergstation Fürenalp und dem zugehörigen Gasthaus aus führt er zunächst über saftige Wiesen, rechter Hand hat man die markanten Felsstöcke von Gross und Chli Spannort im Blick. Hinter der Blackenalp wird die Landschaft karger und der Weg zieht steiler als zuvor hoch zum Surenenpass. Auf Urnerseite geht es zunächst durch Geröllhalden steil abwärts. Später schwingt sich der Weg über einen breiten Grat und bietet spektakuläre Tiefblicke auf den Urnersee und die Alp Waldnacht. Eine kurze Passage ist mit Seilen gesichert. Danach ist es nicht mehr weit bis zur Gondelbahn, die einen mühelos 1000 Höhenmeter zu Tal trägt.
Vom Lac de Joux auf die Dent de Vaulion Nr. 1016
Le Pont • VD

Vom Lac de Joux auf die Dent de Vaulion

Bei der Ankunft am Bahnhof Le Pont an diesem Vormittag im Juli ist der Lac de Joux noch nebelverhangen. Die Wanderung führt einige hundert Meter am Seeufer entlang, bevor wir die Strasse überqueren, um linker Hand den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Der schmale, steinige Weg führt in den Wald, wo die grossen Tannen schon zur Begrüssung auf uns zu warten scheinen. Später wechseln sich Wege und Strassen ab, wobei auch ein langes, nicht besonders interessantes gerades Teilstück zu bewältigen ist. Auf der Alp Dent Dessous beginnt erneut ein steiler, steiniger Weg, dessen gewundener Verlauf sofort erahnt werden kann. Bereits nach zwei Kurven eröffnet sich der Ausblick auf den Lac de Joux. Wir erreichen die Alp Petite Dent Dessus, wo die Familie Fuchs im Sommer ihren wunderbaren Alpkäse herstellt und verkauft. Von hier aus setzt sich der Weg in der Weide fort. Der steile Aufstieg wird von Kuhglockengebimmel begleitet und auf dem Gipfel warten die friedlichen Wiederkäuer schon auf uns. Sie scheinen gelassen, aber trotzdem ist Zurückhaltung angebracht. Das Chalet „La Dent de Vaulion“ ist bereits zu erkennen – das Restaurant ist mit dem Auto erreichbar und von Mitte Mai bis Ende Oktober geöffnet. Nach weiteren fünfzehn Minuten erreichen wir den Gipfel. Die Rundsicht auf das Genferseegebiet und die Alpen ist einmalig. Tische und Bänke laden zur Erholung und Stärkung ein. Der Rückweg führt wieder am Restaurant vorbei. Nach einem Drehkreuz tauchen wir bei Grillengezirpe in einen schönen Tannenwald ein. Hier ist Vorsicht geboten vor den gefährlich vorstehende Wurzeln und rutschigen Steinen! Ein langer Marsch führt uns zu einer Lichtung auf der rechten Seite und schliesslich auf den Weg, dem wir bereits beim Aufstieg gefolgt sind. Von hier aus benötigen wir noch ca. 20 Minuten bis zum Seeufer, wo sich der Morgennebel mittlerweile verzogen hat.
Werden und Vergehen im Aletsch VS Nr. 1101
Belalp — Riederalp • VS

Werden und Vergehen im Aletsch VS

Vor Zeiten lebte in einer Hütte am Aletschgletscher ein einsames Mütterchen. Es vertrieb sich die Zeit mit Spinnen und betete für die armen Seelen im Gletscher. Wenn es abends zu Bette ging, liess es die Geister jeweils in die warme Stube ein. Die ganze Nacht hindurch seufzten diese am Ofen, derweil die Alte unbekümmert schlief. Einmal in einer kalten Winternacht ging die alte Spinnerin länger als üblich ihrer Arbeit nach – und draussen drängten die armen Seelen auf Einlass. Zuletzt riss der Geduldsfaden der Alten und sie öffnete ihre Kammer, ohne zuvor den schützenden Bannspruch gemurmelt zu haben. Da wurde die Tür regelrecht aufgesprengt und ein Schwall wimmernder Gespenster quoll herein… Nach dem Weltbild der alten Walliser mussten die Seelen der Verstorbenen in den unwirtlichen Gletschereinöden ihre zu Lebzeiten begangenen Untaten sühnen. Hinter dem Hotel Belalp öffnet sich die wilde und rauhe Gebirgslandschaft über dem mächtigsten Eisriesen der Alpen. Aus gebührender Distanz ist der Anblick dieser «Eishölle» atemberaubend schön. Auf der Alp Oberaletsch findet sich eine winzige Wegkapelle. Darin ein Gemälde der alten Spinnerin. Hat sie wohl vor Menschengedenken in einer dieser wettergeschwärzten Holzhütten die büssenden Seelen gehütet? Von der spektakulären Hängebrücke schweifen die Blicke zum nahen Eispanzer. Nimmt mit dem schmelzenden Eis wohl auch die Zahl der Büsser ab? Der weichende Gletscher gibt viel neues Land frei und hat auf der anderen Seite der Schlucht den malerischen Grünsee geschaffen. Hier beginnt der geheimnisvolle Aletschwald. Allenthalben spriessen kleine Bäumchen aus dem Moderholz gefallener Baumveteranen. Ein stimmungsvolles Sinnbild für das stete Werden und Vergehen in der Natur.
Steile Aufstiege im Blütenparadies Nr. 1017
Stn. Käserstatt — Stn. Melchsee-Frutt • BE

Steile Aufstiege im Blütenparadies

Mit den bunten Klecksen in den Matten zeigt sich der Bergfrühling von seiner besten Seite und das kleine Tälchen bei der Talalp kurz nach dem Start präsentiert sich menschenleer. Am besten beginnt man die Bergwanderung früh morgens, damit man genug Zeit zum Fotografieren hat. Vor allem im Juni, bevor die Kühe auf die höher gelegenen Weiden kommen, werden Alpenblumenliebhaber ihre helle Freude haben. Beim kleinen See am Furttli blüht der Enzian so blau, als würde er es extra machen, und hier und da sieht man Alpenrosen um die Wette leuchten. Sind die schönen Blumenwiesen passiert, geht es schon wieder bergab in Richtung Talhütten und Rainhütte: ins Kuhrevier. Bald geht es richtig los: steil aufwärts führt der Bergwanderweg mitten durch die Weiden (Bitte aufpassen. Lesen Sie dazu unsere Verhaltenstipps im Umgang mit Mutterkühen). Nach einem Stück auf dem Fahrweg hat man bald die Möglichkeit, die Wanderung mit einem steilen Aufstieg in Richtung Vorder Seefeld abzukürzen. Dabei würde man aber so einige Highlights verpassen. Langsam, aber kontinuierlich führt der flachere Weg nach oben und nach der ersten grossen Kurve präsentieren sich wunderschöne Ausblicke. Beim Hof der Familie Rohrer kann man sich mit Alpkäse fürs Picknick eindecken. Der kleine herzförmige Seefeldsee gleich unterhalb des Betriebs eignet sich hervorragend für die Mittagsrast. Und diese sei allen, die von hier aus weiter aufsteigen, empfohlen. Bereits auf dem Chringen-Grätli verschlägt es den Wandernden den Atem. Dies nicht nur aus Anstrengung, sondern es tun sich ihnen Panoramen von überwältigender Schönheit auf. Nach dem Grat folgt ein steiler, anstrengender Aufstieg, wo die Hände zum Einsatz kommen. Für Hunde und Personen mit Höhenangst ist diese Wanderung nicht geeignet. Nachdem die Aussichtsfotos geknipst, und die Schutzhütte auf dem Abgschütz passiert sind, geht es wieder bergab. Der Weg führt teilweise etwas steiler, gegen Schluss zunehmend flacher, in Richtung Melchsee-Frutt, wo zuerst der Blausee, dann der Melchsee mit ihrem fast schon tropischen Blau locken.
Einsame Pässe zwischen Scuol und Vinschgau Nr. 1023
Gurlaina — S-charl • GR

Einsame Pässe zwischen Scuol und Vinschgau

Wer am Anreisetag noch einen Hüttenaufstieg unternehmen möchte, der wandert am Nachmittag von Scuol hinauf zur Chamonna Lischana. Schon von Scuol aus ist sie auf einem Felssporn zu sehen. Es ist ein erhabenes Gefühl, in diesem Adlerhorst zu übernachten und anderntags auf den Weg zur Sesvennahütte aufzubrechen. Wer die Wanderung lieber am morgen früh in Scuol beginnt, der schafft es auch in einem Tag bis zur Sesvennahütte, hat aber einen recht sportlichen Wandertag vor sich. Über den letzten Bäumen im Val Lischana empfängt eine steinige Welt die Wanderinnen und Wanderer. Nicht von ungefähr wird diese Region auch Unterengadiner Dolomiten genannt, erinnern doch die zerrissenen Berge und die weiten Schutthalden eher an die Ostalpen. Besonders eindrücklich ist die Überschreitung der Fuorcla da Rims, wenn sich auf einmal ein scheinbar unendlicher Weitblick auf Bergketten öffnet und etwas unterhalb des Passes die Seenplatte der Lais da Rims in der Sonne schimmert. An diesen Seen vorbei schlängelt sich der Bergweg hinunter, mehr und mehr auch wieder über karge Bergmatten, zum Schlinigpass und zur Sesvennahütte auf italienischem Boden. Der Weg von der Hütte zur Fuorcla Sesvenna gewinnt rasch an Höhe. Ab einer Verzweigung (P. 2529) verläuft der Weg ein Stück weit ziemlich steil und abschüssig entlang einer Rinne. Bei Schnee oder Vereisung ist hier Vorsicht geboten. Das lange, einsame Val Sesvenna bietet nochmals einige landschaftliche Höhepunkte: türkis schimmernde Bergseen, ein mächtiger Blockgletscher, mäandrierende Bäche, Bergflanken voller Latschen und immer wieder die Sicht auf zerklüftete Gipfel. In S-charl, wo das Val Sesvenna und die Wanderung enden, stehen gleich mehrere einladende Gasthäuser. Bevor das Postauto zurück nach Scuol fährt, locken die Sonnenterrassen mit Kaffee und Engadiner Nusstorte.
Die Schlucht der Tamina Nr. 1011
Bad Ragaz • SG

Die Schlucht der Tamina

Diese Wanderung ist besonders für Familien oder Gruppen, in welchen verschiedenste Geschmäcker zufriedengestellt werden sollen, geeignet: Kultur und Natur, flach und steil, sonnig und schattig, anstrengend und entspannend, Picknick und Restaurant, sowie zwei Reisen in die Vergangenheit - all dies kann man innerhalb eines Tages um die Taminaschlucht erleben. Aber erst einmal der Reihe nach. Am Dorfausgang von Bad Ragaz führt der gemütliche und breite Wanderweg durch den Wald, der Tamina entlang. Der Weg ist für Kinderwagen und Rollstuhl geeignet, und auf etwa halber Strecke trifft man auf eine Schweizer Familie-Feuerstelle - der perfekte Familienausflug. Wer nach einer Stunde zum Alten Bad Pfäfers bereits genug gewandert ist, nimmt hier das Postauto zurück (solche Gelegenheiten ergeben sich übrigens während der gesamten Wanderung immer wieder). Aber bitte erst, nachdem entweder das Badmuseum, Klostermuseum und die Kapelle im Alten Bad (freier Eintritt) oder die Taminaschlucht (5 Franken Eintritt am Automaten, Hundeverbot) besichtigt wurden. Auf dem gut ausgebauten Schluchtweg erlebt man die Kraft der wilden Tamina hautnah. Blickt man nach oben, kann man nachvollziehen, warum die damals an einem Seil heruntergelassenen Kranken Augenbinden trugen; die Schlucht ist tief und dunkel. Das 36°C warme Wasser weckt müde Wandergeister hoffentlich wieder, denn als Nächstes geht es bergauf. Nach Überqueren der Naturbrücke führt eine steile Treppe bei Ragöl aus dem Wald hinaus. So geht es über Wiesen und an Feldern entlang nach Pfäfers. Hier sollte man die Abzweigung zur Ruine Wartenstein nicht verpassen! Dort findet man nicht nur eine weitere Picknickmöglichkeit, sondern auch einen hinreissenden Ausblick übers Tal und die Ruine lässt einen in vergangenen Zeiten schwelgen. Nach einer solchen Zeitreise ist der Abstieg nach Bad Ragaz ein Klacks.
Ein Geisterschatz am Sihlseeli SZ Nr. 1102
Vorder Richisau — Studen • GL

Ein Geisterschatz am Sihlseeli SZ

Einst stieg ein junger Bursche aus dem Ybrig in einer frostigen Karfreitagsnacht zum Sihlseeli hinauf. Er hatte gehört, dass demjenigen unermessliche Schätze gebühren, der das Echo vom Lauiberg erlösen kann. Sein Rufen widerhallte von Fels und Schnee. Der See war seltsamerweise nicht gefroren. Unvermittelt löste sich eine Nebelwolke aus einer Kluft in der gegenüberliegenden Wand. Bald formte sich daraus eine feenhafte Gestalt mit einem goldumlockten Gesicht. Dem Jungen entfuhr bei diesem Anblick ein lauter Seufzer. Sogleich verwehte die Erscheinung wieder und nur eine Spur aus goldenen Fussstapfen blieb auf der Wasseroberfläche zurück … Ist Ihnen bekannt, dass weit oberhalb des gestauten Sihlsees noch ein kleines Sihlseeli verborgen liegt, das als Wiege des gleichnamigen Flusses gilt? Und wussten Sie, dass der Lauiberg wirklich ein ganz markantes Echo zurückwirft? Dreimal hallt es wieder. In gewissen Nächten angeblich sogar viermal. Den Zugang zu diesem weltfernen Ort muss man sich freilich verdienen. Der Aufstieg von der Schwelaui im Klöntal kostet viel Schweiss. Dafür locken der Genuss einer kaum berührten Bergwelt abseits ausgetretener Pfade und sagenhafte Ausblicke in die Glarner und Schwyzer Bergwelt. Die Felsen scheinen regelrecht lebendig zu sein hier oben, kein Wunder, tragen ihre Gipfel so klangvolle Namen. Ein weiterer ruppiger Aufstieg führt auf die Alp Hinterofen inmitten einer urtümlichen Karstlandschaft (Achtung: Wegmarkierungen im Auge behalten). Wer hier hirtet, muss wahrhaft per Du sein mit wundersamen Wesen. Ein abwechslungsreicher Abstieg mit Blick auf den grossen Sihlsee führt schliesslich stufenweise 800 Höhenmeter tiefer nach Studen. Wer möchte hier schon in der Karfreitagsnacht durch den tiefen Schnee stapfen?
Sagenhöhle im Naturpark Gantrisch BE Nr. 1103
Riffenmatt — Süftenen Schutzhütte • BE

Sagenhöhle im Naturpark Gantrisch BE

Einst fand ein Hirtenknabe ein Bildnis der Feenkönigin Helva. Er verspürte unendliche Sehnsucht nach ihr und machte sich auf die Suche nach ihrem verborgenen Schloss am Helisee. Nachdem er lange Zeit erfolglos durch die Wildnis gestreift war, erschien Helva dem Hirten und lud ihn in ihr Reich tief unter der Erde ein. Die Feenkönigin stellte ihrem Gast eine einzige Bedingung, und er gelobte, sich immerzu daran zu halten. Durch ein Höhlentor betraten sie Helvas Wunderwelt. Bald begann sich jedoch Neugierde im Herzen des Jünglings zu regen, und er brach sein Versprechen… Am Fuss des Horbüelpasses breitet sich eine urwüchsige Waldlandschaft aus, in der es hinter jedem Felsen und unter jeder Wurzel zwärgelet. Wer unbeirrt auf dem Weg bleibt, gelangt bald auf die Höhe des Hügelzuges, wo sich freie Sicht über die ganze Westschweiz öffnet. An der Oberen Hällstett erinnert eine Gruppe hochragender Felsen an archaische Menhire. Dem Grat entlang führt der Panoramaweg zum nahen Horbüelpass und weiter zum sagenumwobenen Cheeserenloch (Wegweiser beachten). Hier soll sich der Überlieferung zufolge ein Eingang in das Feenreich Helisee befinden. Die Höhle ist mit gebührender Vorsicht zu begehen (Kerzenlicht schätzen die Zwerge dabei ungleich mehr als grelle Taschenlampen). In der Nähe lädt ein Picknickplatz zum Verweilen ein. Auf der Pfyffe entzücken immer wieder neue Weitblicke zum Jura und zur Voralpenkette. Der letzte Wegabschnitt führt zu einer einmaligen Attraktion im Naturpark Gantrisch: Der Sturmholzsteg überspannt hier eine Windwurffläche des Lotharsturmes, wo seit 15 Jahren alleine Mutter Natur regiert und einen voralpinen Urwald heranwachsen lässt. Ob da die Feenkönigin und ihr elbisches Gefolge ihre Zauberhände im Spiel haben?
Rund um die Sibe Hängste Nr. 1081
Innereriz • BE

Rund um die Sibe Hängste

Das Seefeld nördlich des Thunersees ist eine mit Sagen reichlich beglückte Gegend. Wer die Baumlandschaft durchstreift, kann sich gut vorstellen, dass hier nicht immer alles erklärbar ist. Die goldfarbenen Herbstwiesen sind durchsetzt mit grossen, löchrigen Felsplatten und Hügeln mit Heidelbeerstauden. Dass hier Hexen und Teufel um ein Feuer tanzen und drei hiesige Brüder verleiten, Verbotenes zu tun, ist gut nachvollziehbar. Die drei hatten sich nicht an das Verbot gehalten, ihre Liebhaberinnen am Freitag in der abgelegenen Hütte oberhalb Habkern nicht zu besuchen. So beobachteten sie, wie diese mit Besen durch den Kamin wegflogen. Sie taten es ihnen gleich und landeten an besagtem Fest, wo ihnen ein Trank gereicht wurde. Zwei der Brüder tranken ihn, der dritte nicht und wurde flugs vom Donnerschlag getroffen. Wieder erwacht, trat ihm ein grüner Mann entgegen. Auf seinen Schultern hatte er eine Stange mit acht identischen Raben, darunter die verzauberten Brüder. Der dritte Bruder erkannte und erlöste sie: Zwei der Raben hatten Tränen in den Augen. Mit solchen Ge-schichten im Kopf ist die anspruchsvolle Wanderung rund um die Sibe Hängste doppelt aufregend. Zu Beginn ragen diese zur Linken hoch auf, rechts thront der Burst, und vorne lockt die halbrund geschwungene Sichle. Nach dieser geht es hinunter ins Justistal nach Hinterberg mit seiner Besenbeiz. Der Weg hinauf in das Naturschutzgebiet Seefeld führt durch ein friedliches Tal, von dem aus der Niesen gut zu sehen ist. Bei Mittlers Seefeld lohnt sich der Abstecher hinauf zum Tropfloch: Darin ist der Drache zu hören, welchen der heilige Beatus vor langer Zeit vertrieben und in den Thunersee gejagt hat. Einige Meter weiter westlich bietet sich ein eindrücklicher Ausblick über den Abgrund hinaus auf die malerischen Karrenfelder, bevor der Rückweg nochmals durch die sagenumwobene Gegend führt.
Von La Corbatière nach La Sagne Nr. 1151
La Corbatière — La Sagne • NE

Von La Corbatière nach La Sagne

Der Neuenburger Jura ist perfekt für das Wandern mit Schneeschuhen geeignet: Das weite Hochland liegt auf schneesicheren 1000 m Höhe und wird von breiten, sanft abfallenden Hügelrücken gegliedert. Verschiedene signalisierte Schneeschuhrouten durchziehen denn auch das sanft gewellte Bergland. Die Gegend ist zudem mit öffentlichen Verkehrsmitteln auch aus der Deutschschweiz rasch erreichbar. Die lang gezogene Kuppe des Communal trennt die Stadt La Chaux-de-Fonds vom südlich gelegenen Vallée de La Sagne. Während die Flanken des Hügels dicht bewaldet sind, wird sein Rücken im Sommer als Weideland genutzt. Locker verstreute Bestände von mächtigen Tannen zieren die weiten, im Winter tief verschneiten Wiesen - die Landschaft vermittelt eine wohltuende Weite. Abgesehen von ein paar Ställen gibt es hier keinerlei Gebäude. Von der Bahnstation La Corbatière geht es auf einem Strässchen einige Schritte hoch. Während die Langlaufloipe in weiten Kehren in die Höhe führt, zweigt der signalisierte Schneeschuhpfad zum Wald ab und steigt dort in gerader Linie hangaufwärts. Die Anstrengung ist von kurzer Dauer, denn schon bald erreicht man die breite Hochebene des Communal. Hier führt die Route in südwestlicher Richtung weiter. Pinkfarbige Stangen zeigen ihren Verlauf zuverlässig an. Die Bise, die in der Gegend zuweilen bissig kalt weht, hat man dabei stets im Rücken. In kaum merklichem Anstieg gewinnt man noch ein paar Dutzend Höhenmeter, ehe sich der Weg ebenso sanft wieder senkt. Bei Pt. 1158 verzweigen sich die Routen. Geradeaus könnte man zum Restaurant Du Grand Sommartel hochwandern und von dort nach Le Locle absteigen. Linker Hand hingegen beginnt der Abstieg zurück ins Vallée de La Sagne. Er führt parallel zu einem Strässchen durch den Wald hinunter ins Dorf La Sagne.
Von Les Paccots nach Les Guedères Nr. 1152
Les Paccots • FR

Von Les Paccots nach Les Guedères

Das Feriendorf Les Paccots ist ein beliebtes Familienskigebiet der Westschweiz. Lifte und Pisten erschliessen die Hänge der Corbetta und der gegenüberliegenden Borbuintse. Mittendrin liegt der grosse Parkplatz von Les Joncs. An einem sonnigen Wintertag herrscht dort tüchtiger Rummel. Doch kaum hat man das Skigebiet hinter sich gelassen, taucht man in eine Welt der märchenhaften Stille ein. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, steigt bei der Busendstation Les Rosalys aus und erreicht Les Joncs auf einem verträumten Waldweg. Die ersten Schritte bis zum Restaurant Les Rosalys gilt es noch auf einem Strässchen zurückzulegen, danach zweigt man ab und steigt ausserhalb der Skipiste aufwärts. In Les Joncs öffnet sich das Panorama. Zwar erblickt man nicht den Genfersee selbst, wohl aber die Unterwalliser und Savoyer Gipfel auf seiner Südseite. Praktisch ebenen Wegs geht es nun weiter, erst über verschneite Alpweiden, nach der Alphütte Les Crêtes dann wieder durch den Wald. Gemütlich kommt man auf dem breiten Forstweg voran, und allmählich steigt die Spannung, was es wohl zu sehen gibt, wenn man den Wald verlässt. Dieser Moment ist tatsächlich ein grossartiges Erlebnis. Ein kleines Hochtal zieht sich in die Ferne, dunkle Tannenwälder zieren seine Flanken, und in der Mitte ragt wuchtig ein schöner Berg - der Vanil des Artses - in die Höhe. Kaum ein Geräusch beeinträchtigt die Ruhe und Harmonie dieser prachtvollen Landschaft. Was für ein Kontrast zum fröhlich-lauten Treiben im nahen Skigebiet! Der gepfadete Winterwanderweg endet dort, wo sich im Sommer die Bergwege zum Col de Lys und zum Col de Soladier verzweigen. Hier, oberhalb der Alphütte von Les Guedères, laden zwei Holzbänke an sonniger Lage zur Rast. Danach geht es auf gleicher Strecke wieder zurück nach Les Paccots.
Von Aminona nach Montana Nr. 1153
Aminona — Montana • VS

Von Aminona nach Montana

Die höchsten Berge der Schweiz liegen im Wallis. Einen besonders schönen Blick auf die Gipfelparade der Viertausender bietet die Hochebene von Crans-Montana. Das sonnenverwöhnte Plateau liegt am Fuss eines Skigebiets, das bis zum Plaine-Morte-Gletscher hinaufreicht. Für Wanderer wird hier im Winter ein weitläufiges Netz von Wegen präpariert. Besonders viel Aussicht geniesst man auf dem Höhenweg von Aminona nach Montana. Die Route verläuft teilweise am Rand des Skigebiets und quert dabei mehrere Pisten, doch dazwischen gibt es immer wieder wunderbar stille Abschnitte in einsamen Bergwäldern. Das Strässchen, das von der Bushaltestelle Aminona in östlicher Richtung aufwärtsführt, wird im Winter einzig von Fussgängern, Schlittenfahrern und Skitourenläufern genutzt. Erst durch Waldgebiet, danach über offenes Alpgelände geht es in mässigem, doch anhaltendem Aufstieg in die Höhe. Mit jedem Schritt weitet sich die Aussicht. Weisshorn und Dent Blanche beherrschen das Panorama, doch auch das Matterhorn und selbst der Montblanc sind auszumachen. Das Maiensäss Colombire ist der höchste Punkt der Wanderung. Das kleine Restaurant mit lokalen Spezialitäten ist auch im Winter geöffnet. Das benachbarte Ecomusée gewährt Einblick in das karge Leben, das die Menschen früher auf den Alpen der Region fristeten (im Winter für Gruppen ab zehn Personen offen; Voranmeldung unter Tel. 079 888 87 88). In leichtem Abstieg führt der gepfadete Weg zum Alpstafel Plumachit und von dort in sanftem Auf und Ab zur Gondelbahn-Zwischenstation Les Marolires. Zur Querung der Skipisten stehen den Wanderern zwei Galerien zur Verfügung. Oberhalb von Vermala gelangt man nach Signal, der Mittelstation einer weiteren Gondelbahn, und erreicht gleich danach die Berghütte L’Arnouva. Von hier sind es nur noch einige Wegkehren hinunter ins Zentrum von Montana.
Von Heiligenschwendi nach Schwanden Nr. 1154
Schwendi — Schwanden • BE

Von Heiligenschwendi nach Schwanden

Keine halbe Stunde dauert die Busfahrt von Thun hinauf nach Heiligenschwendi, doch es ist eine Reise in eine andere Welt. Während in den Strassen und Gassen der drittgrössten Stadt des Kantons Bern geschäftiges Treiben herrscht, scheinen oben auf der Sonnenterrasse die Uhren langsamer zu ticken. Der Alltag der Niederungen ist weit weg, die Natur liegt in tiefem Winterschlaf, und ihre Ruhe überträgt sich sanft auf die Besucher. Kräftiger Tannenwald und weites Wiesland dominieren die Landschaft. Das Panorama ist grossartig: In seinem Zentrum steht die harmonisch geformte Pyramide des Niesens. An ihrem Fuss schimmert dunkelblau der Thunersee, im Hintergrund reihen sich die Gipfel der Berner Hochalpen aneinander, gegen Westen prägen der Felszahn des Stockhorns und die Gantrischkette den Horizont. Die malerische Kulisse begleitet einen in ständig wechselnder Perspektive auf dem Winterwanderweg nach Schwanden. Der Ausgangspunkt der Tour befindet sich beim Restaurant Alpenblick. Durch den Ortsteil Schwendi geht es in leichtem Anstieg zur Reha-Klinik und von dort in den Wald. Bei Pt. 1130 zweigt die Wanderroute von der gepflügten Strasse ab und führt zwischen den Bäumen sanft aufwärts. Dieser Abschnitt wird nicht maschinell präpariert. Weil der Weg aber regelmässig begangen wird, bildet sich nach Schneefällen jeweils rasch eine gut begehbare Spur. Im Margelsattel weitet sich die Sicht auf den breiten Felsrücken des Sigriswiler Rothorns. Wenige Minuten steigt man auf dem gepflügten Strässchen ab, um dann gleich wieder auf ein gepfadetes Weglein abzuzweigen, das sich dem Hang entlangzieht. Abwechslungsweise über offenes Gelände und durch Waldgebiet erreicht man den Weiler Sagi, der zum Dorf Schwanden gehört.
Durch den Tüfels-Chäller zum Egelsee Nr. 1155
Baden — Kindhausen • AG

Durch den Tüfels-Chäller zum Egelsee

Schnee gibt es in Baden selten. Doch sobald man an einem kalten Wintertag den hübschen mittelalterlichen Stadtkern hinter sich lässt und auf den lang gezogenen Hügelzug zwischen Limmat- und Reusstal steigt, bestehen gute Aussichten, dass man glitzernden Kristallen begegnet - entweder in Form von Schnee oder als zauberhafte Raureifschleier an den Bäumen. Am ehemaligen Bahnhof Baden-Oberstadt vorbei gelangt man zügig in den ausgedehnten Wald von Chrüzliberg und Baregg. Ein Teil der Waldfläche ist als Reservat ausgeschieden und wird seit 1999 der natürlichen Entwicklung überlassen. Besonders reizvoll ist der Tüfels-Chäller mit seinen steilen Abhängen und bizarren Türmen aus Nagelfluh. Wer sich nicht vorsieht, kann in diesem gewaltigen Labyrinth rasch die Orientierung verlieren. Ortsunkundige halten sich daher mit Vorteil an die gelben Wanderwegmarkierungen. Bei der Herzoghütte in der Spittelau beginnt der Weg zu steigen. Die Route folgt teils breiten Waldsträsschen, teils schmaleren Pfaden. Zwischendurch zeigt sich zwischen den Bäumen die nahe Lägern-Kette. Vom Rüsler an verläuft die Wanderung praktisch ebenen Wegs. Oberhalb der Dörfer Staretschwil und Oberrohrdorf geht es mit viel Aussicht auf das Reusstal dem Waldrand entlang. Bei klarer Sicht erblickt man am Horizont die Kette der Innerschweizer und Berner Alpengipfel. Durch den Hinterhau gelangt man über den Sennhof zum Widenhau. Umgeben von dichtem Buchenwald erstreckt sich dort in einer Senke der märchenhafte Egelsee. Seine dunklen Fluten sollen manches Geheimnis bergen. Nach der Sage liegen auf dem Grund gar die Überreste eines jähzornigen Ritters, der seinerzeit die Bevölkerung der Gegend tyrannisierte. In leichtem Abstieg geht es durch den Wald und danach über offenes Grasland ins Dörfchen Kindhausen.
Von Dornach nach Seewen Nr. 1156
Dornach — Seewen • BL

Von Dornach nach Seewen

Die leichte und abwechslungsreiche Wanderung von der Birsebene in den Solothurner Jura ist eine klassische Ganzjahrestour. Auch im Winter kann sie in aller Regel problemlos unternommen werden. Zum Einstieg säumen zwei interessante Sehenswürdigkeiten den Weg: Kurz nach dem Bahnhof Dornach führt er am Goetheanum vorbei. Mit seinen charakteristischen gebrochenen Kanten und abgerundeten Ecken gilt das Bauwerk als Wahrzeichen der von Rudolf Steiner begründeten anthroposophischen Bewegung. Etwas höher, bereits ausserhalb des Siedlungsgebiets, thront an malerischer Aussichtslage die Ruine von Schloss Dorneck. Pittoreske Mauerreste zeugen vom einst bedeutenden Festungswerk. Zuerst in sanftem Aufstieg über den Schartenweg, danach auf schmalen Waldpfaden deutlich steiler geht es hinauf zur Schartenflue, im Volksmund Gempen genannt. Der 28 m hohe Gempenturm neben dem gleichnamigen Restaurant bietet eine buchstäblich grenzenlose Rundsicht, nämlich nach Frankreich bis in die Vogesen, nach Deutschland zum Schwarzwald und Richtung Süden auf die bewaldeten Kämme des Schwarzbubenlands. Nach der Durchquerung des nahen Dorfs Gempen erreicht man das Gempenplateau, das an seinem östlichen Rand durchquert wird. Abschnitte durch Waldgebiet und über weite Lichtungen wechseln sich regelmässig ab. Den Horizont prägen Hinteri Egg und Passwang. Bald schon zeigen sich die dicht aneinandergedrängten Satteldächer von Seewen, dem Ziel der Wanderung. Tipp: Wird die Route in der Gegenrichtung begangen, gibt es insgesamt deutlich weniger Steigung. Auf dem Weg unterhalb der Schartenflue kann es allerdings im Winter zu Vereisungen kommen, sodass der erste Teil des Abstiegs Richtung Dornach unter Umständen etwas mühsam und anspruchsvoll ist.
Rundwanderung auf dem Zugerberg Nr. 1157
Zugerberg • ZG

Rundwanderung auf dem Zugerberg

Der Zugerberg ist ein wunderbar aussichtsreiches Plateau hoch über dem Zugersee. Einen spitzen Berggipfel sucht man dort vergebens. Die Ebene ist sanft gewellt und vielerorts von Mooren bedeckt. Das bunte Riedgras ist im Winter zwar unter dem Schnee verborgen, doch die locker verstreuten Birken und Nadelbäume verleihen der Landschaft einen sehr reizvollen Charakter, der ein wenig an Skandinavien erinnert. Das Gebiet liegt auf einer Höhe von rund 1000 m und damit meist ausserhalb des Nebelmeers. An sonnigen Wintertagen geniesst man einen herrlichen Blick zur nahen Rigi und zum Pilatus. Vier verschiedene Rundwege werden im Winter auf dem Zugerberg gepfadet und signalisiert. Sie lassen sich sowohl einzeln als auch kombiniert nutzen. Wenn man mehrere Schlaufen zusammensetzt, ergibt sich eine abwechslungsreiche und ausgedehnte Tour ohne grosse Höhendifferenzen. Der grösste Teil davon verläuft auf verkehrsarmen Strässchen, die hauptsächlich der Erschliessung der Bauernhöfe auf dem Zugerberg dienen. Nach Schneefällen werden sie jeweils gepflügt. Ausgangspunkt der Route ist die Bergstation der Standseilbahn. Am Institut Montana vorüber gelangt man durch ein Wäldchen auf die weite Fläche, die sich in Wellen bis an die Grenze zum Kanton Schwyz erstreckt. Über den Ewegstafel erreicht man das von der ETH als Forschungsstation betriebene Gehöft Früebüel. Hier zweigt man scharf südwärts ab und gelangt in sanftem Abstieg hinunter zur Balisbrugg und von da in einem weiten Bogen über Stafel und Pfaffenboden zum Buschenchappeli. Danach geht es durch das Banholz nach Räbrüti hoch. Bevor sich der Kreis mit der Rückkehr zum Ausgangspunkt schliesst, gibts noch einen schönen Höhepunkt: Der Picknickplatz mit Feuerstelle beim Aussichtspunkt Brand lädt ein zur Rast mit grossartigem Panorama.
Von Gontenbad nach Jakobsbad Nr. 1158
Gontenbad — Jakobsbad • AI

Von Gontenbad nach Jakobsbad

Mit seiner hügeligen Topografie bietet das Appenzellerland auch im Winter eine sehr reizvolle und abwechslungsreiche Landschaft. Es braucht keine anstrengenden Auf- und Abstiege, um die Gegend zu durchstreifen. Unbeschwerten Winterzauber erlebt man etwa auf der Wanderung von Gontenbad nach Jakobsbad. Die gepfadete Route führt mit geringen Höhendifferenzen durch den breiten Talboden. Einzig gleich nach dem Ausgangspunkt, der Bahnstation Gontenbad, gilt es, einen kurzen, sanften Aufstieg zu bewältigen. Nach wenigen Minuten schon erreicht man das weiträumige Areal des Golfplatzes. Hier beginnt auch das Gontenmoos. Die bunten Riedgräser liegen im Winter zwar unter dem Schnee begraben, doch die Ruhe und grosszügige Weite der Moorlandschaft faszinieren gleichwohl. Seit der letzten Eiszeit sind hier meterdicke Torfschichten entstanden. Im Zweiten Weltkrieg wurde der kostbare Rohstoff in industriellem Rahmen abgebaut und in kleinen Hütten vor Ort getrocknet, um danach als Brennstoff genutzt zu werden. «Toobeschopf» werden die Hüttchen im örtlichen Dialekt genannt. Sie haben sich bis heute erhalten (in einem davon ist ein kleines Museum zur Geschichte des Torfabbaus untergebracht), das Moor ist jedoch glücklicherweise schon seit vielen Jahren strikte geschützt. In leichtem Auf und Ab nähert man sich Gonten, bleibt aber ausserhalb des Dorfs und hält sich südwärts. Nach einer Weile wird das Gehöft Unterschwarz erreicht, wo der Skilift und die Piste talseitig umgangen werden. Über verschneites Wiesland geht es gemütlich dem Ziel Jakobsbad entgegen. Wer noch nicht genug hat, steigt auf dem gepfadeten Winterwanderweg zum Kronberg hoch – und fährt danach vielleicht sogar auf der parallel angelegten Schlittelpiste zurück ins Tal (Schlittenmiete bei der Talstation der Seilbahn möglich).
Spuren der Vergangenheit über der Viamala Nr. 1104
Rongellen — Thusis • GR

Spuren der Vergangenheit über der Viamala

Zwei Brüder streiften einst auf einem Jagdzug durch die steilen Wälder am Eingang der Viamalaschlucht. Auf der Spur eines prächtigen weissen Hirsches gelangten sie auf das Burgplateau von Hohen Rätien. Zwischen zerfallenen Mauern entdeckten sie dort im trutzigen Turm des Hoch Rialt ein wundersames Tor. Der Jüngere der beiden war nun nicht mehr aufzuhalten und schickte sich an, das Geheimnis hinter dem Eingang zu erforschen… Hoch über dem Einschnitt der Viamala auf einer spektakulären Geländeterrasse steht er noch heute: der Turm aus der Sage. Inmitten der sorgfältig restaurierten Burgruine von Hohen Rätien. 250 Meter tief fallen die Felswände darunter nach Thusis ab. Archäologische Funde weisen darauf hin, dass bereits in der Jungsteinzeit Menschen diesen geschützten Ort besiedelt hatten. Vor dem Höhenrausch an diesem alten Kultplatz steigt unser Weg aber zunächst in die schaurige Tiefe der Viamala hinab und führt über den schwindelerregenden Traversiner Steg zur zerfallenen Säumerkapelle Sant Albin. Ein kurzer Aufstieg bleibt dann noch bis zum Felskopf des Crap Carschenna. Auf verstreuten Felsplatten im Gelände finden sich hier rätselhafte Felszeichnungen aus frühgeschichtlicher Zeit. Wer sich etwas Zeit nimmt und zum Beispiel an der nahen Feuerstelle rastet, mag an dieser Stätte der Urahnen einen Hauch urvergangener Zeiten spüren. Entlang von schiefrigen Felswänden und durch steile Wälder geleitet uns der Weg letztlich zum Schatzturm auf Hohen Rätien. Die Ruinenanlage inmitten eines urwüchsigen alten Baumbestandes und mit grandiosen Aussichten in alle Richtungen ist so reizvoll, dass sich hier ein ausgiebiger Aufenthalt vor dem kurzen Abstieg nach Thusis unbedingt lohnt (Feuerstellen und Brunnen vorhanden). Denn wer weiss, welche unbekannten Schätze hier noch ihrer Entdeckung harren.
Der Wächter im Südwallis Nr. 1062
La Douay — Champex • VS

Der Wächter im Südwallis

Er ist ein Traum von einem Berg! Als gleichschenkliges Dreieck, einer Pyramide gleich und perfekt geformt, steht er kurz vor Martigny mitten im Tal. Nicht umsonst wird der Catogne auch der Fujiyama des Wallis genannt. Auch seiner weissen Spitze wegen. Während man sich ihm nähert, sieht man sich im Geist über den gleichmässig ansteigenden Grat steigen. Bald schon steht man in dessen Mitte und gar nur den Bruchteil einer Sekunde später auf dem Gipfel. Wie herrlich muss es da oben sein! Doch die Schwerkraft zieht einen zurück in den Zugsitz, und der Catogne ist nun ein Wächter des Wallis und steht nicht nur mitten im Tal, sondern auch mitten im Weg. Wird er ihn versperren? Wird er, wie die Tempelritter, nur jenen Einlass gewähren, die sich ihm würdig erweisen, und allen anderen Hindernis sein? Und was hat es mit dieser eigenartigen Lücke, diesem Loch im Berg unter dem Gipfel, für eine Bewandtnis? Die Wanderung geht dem Catogne bei Martigny und seinem Geheimnis auf den Grund. Wie es sich für einen Wächter gehört, macht er es einem nicht einfach. Es braucht für den Aufstieg einen starken Willen und gute Kondition. Den Weg zu finden, ist aber einfach. Ab La Douay verläuft er erst im Wald, dann führt er über Wiesen steil empor bis zur prägnanten Matagna-Vrya. Viele Granitblöcke - die Moräne eines ehemaligen Gletschers - liegen in diesem fast flachen Kessel verstreut. Auf dessen Kante verläuft der Weg bis hinauf auf den Gipfel mit prächtiger Aussicht. Doch nun wartet der Abstieg: Er ist steil, fährt in die Knochen. Der Traumberg Catogne fordert; wer ihn besteigen will, dem fliesst der Schweiss. Nicht umsonst nennen ihn die Einheimischen auch la Montagne de la Soif, den Durstberg.
Kleinod der Zeitgeschichte Nr. 1064
Crêt du Midi — Vercorin • VS

Kleinod der Zeitgeschichte

Es ist eine Gratwanderung, wörtlich wie im übertragenen Sinn. Fast bilderbuchmässig zieht sich der Weg zu Beginn über die Krete, beidseitig fallen die grasbewachsenen Hänge in ebenmässigem Winkel gleich steil ab. Hinter dem Roc d’Orzival jedoch taucht der Weg linkerhand ein in die verunstaltete Landschaft des Skigebiets von Grimentz. Und anderntags, rechterhand der Krete, führt er zurück durch das Vallon de Réchy, ein wunderschön naturbelassenes Kleinod. Dass dies heute noch so ist, muss man dem Einsatz der Naturschützer verdanken. In den 1980er-Jahren gab es Pläne, auch das Vallon de Réchy für den Skitourismus zu erschliessen. Seit 1998 jedoch ist das kleine Walliser Seitental im Bundesinventar der schützenswerten Landschaften erfasst und vor Zugriffen gesichert. Wer das Tal hinabwandert, begibt sich auf eine Zeitreise. Zu entdecken ist eine Landschaft, die von den Gletschern der Eiszeit geformt wurde und stufenweise von den erosiven Kräften der Natur umgestaltet wird. Steil führt der Wanderweg von der Bergstation Crêt du Midi hoch zum Gipfel La Brinta und zum Grat. Mit Ketten gesichert und stellenweise ausgesetzt, zieht sich ein schmaler Pfad hinüber zu den bizarren Felsformationen in leuchtenden Rottönen, Ocker und Weiss beim Roc d’Orzival. Hier ist Schwindelfreiheit gefragt. Durchs Skigebiet und nach einem kurzen Gegenanstieg über Geröll erreicht man hinter dem Col des Becs de Bosson die gleichnamige Hütte. Anderntags führt der Weg durchs Vallon de Réchy bergab. Zunächst durch eine arktisch anmutende Felslandschaft durchsetzt mit Dolinen. Später durch steppenartige Graslandschaften und Moore, durch die sich kapriziöse Mäander ziehen. An Wasserspielen vorbei und an Sturzbächen, zuletzt einer Suone entlang zurück nach Vercorin durch den Wald.