Wandervorschläge • Schweizer Wanderwege

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Ein Tee mit Aussicht Nr. 1385
Arosa, Prätschli • GR

Ein Tee mit Aussicht

Ein Hüttenbesuch auf der Prätschalp bietet nicht nur ein wunderschönes Panorama, sondern auch kulinarisch vieles: Die reichhaltige Wurst-Käse-Platte ist nicht zu verachten, dazu ein feiner Weisswein oder auch ein Bündner Röteli. Oder warum nicht mal einen regionalen hausgemachten Eistee? In Arosa füllt die umtriebige Hoteliersfamilie Krause-Wüthrich ihren «Hustee» nach dem Rezept des Grossvaters in Flaschen und vertreibt ihn in ganz Graubünden. Der fruchtige, rote Tee aus Hagebutte, Fruchtschalen, Pfefferminze und Lindenblüten ist koffeinfrei, löscht den Durst auf süssem Wege und ist in Arosa vielerorts erhältlich, eben auch im Beizli auf der Prätschalp. Der Weg dorthin ist schwach ansteigend und breit, ideal also für eine kurze Familienwanderung mit Schlitten. Sie kann nach der Einkehr zu einer Rundwanderung ausgebaut werden: über Rot Tritt bis auf die Scheidegg und wieder zurück zum Prätschli. Erst zieht sich der Weg eben der Flanke entlang und bietet Aussicht übers ganze Schanfigg sowie über die unberührte Natur. Dann steigt er hinauf auf die Scheidegg. Oben trifft man auf die Skipiste - sie beeinträchtigt die Wanderung aber nicht. Die Rundwanderung schliesst sich unten bei der General-Guisan-Platz genannten Ebene. Hier sprach der General im Zweiten Weltkrieg seinen Leuten Mut zu - eine Tafel erinnert an den 1. August 1940. Auf Arosas Winterwanderwegen anzutreffen ist auch der bekannte «Gigi vo Arosa». Der Skilehrer aus dem Lied von Kabarettistin Ines Torelli ist im Alter zum Winterwanderer mutiert. Er zieht also sommers wie winters seine Runden und kehrt danach im Hotel Hold zu einem «Hustee» ein. Aus seinem Après-Ski ist ein Après-Hike geworden.
Von Arosa zur Lenzerheide Nr. 1386
Arosa, Prätschli — Lenzerheide, Rothornbahn • GR

Von Arosa zur Lenzerheide

Ohne Hilfsmittel kommt der Mensch in einer verschneiten Winterlandschaft nur schlecht voran. Schneeschuhe oder Ski mit Fellen müssen es schon sein, oder aber der Wanderweg wird gespurt und so trittfest gemacht. Der Heidi-und-Gigi-Weg, der Arosa mit der Lenzerheide verbindet, braucht dazu Technik und ist deshalb kein Weg für Wanderpuristen. Er wird nicht nur mit dem Pistenfahrzeug planiert, sondern wartet auch mit einem technischen Höhepunkt auf: der Urdenbahn vom Aroser Hörnli zum 1,7 Kilometer entfernten Urdenfürggli auf der Lenzerheidner Seite. Wer die sportliche Variante dieser Fernwanderung wählt, startet im mit dem Ortsbus erreichbaren Prätschli ob Arosa. Nach einem genüsslichen Aufwärmen durch die von der Wintersonne verwöhnten Hänge des Aroser Skigebietes folgt der steile und teilweise ruppige Anstieg auf das Hörnli - fast ein Konditionstest. Praktisch lautlos schwebt man anschliessend mit der modernen Seilbahn ohne einen einzigen Mast über das Naturschutzgebiet im oberen Urdental. Nach zwei kurzen absteigenden Sesselbahnetappen folgt ein entspanntes Bergabschlendern auf dem geschickt in die Schneelandschaft gelegten, trittfesten Weg. Immer hat man die weiten und lichtdurchfluteten Hänge der Lenzerheide im Blick. Nach der Alp Scharmoin führt der Weg durch den Wald hinunter zum Heidsee; auf einigen Abschnitten teilen sich Wanderer und Schlittler den Weg.
Verschneite Suone in Grächen Nr. 1387
Grächen, Post • VS

Verschneite Suone in Grächen

Den Weg von Grächen nach Gasenried läuft Paul Gruber noch vor dem Frühstück. Lange vor dem Frühstück. Jedenfalls wenn es in der Nacht geschneit hat. Um fünf Uhr morgens schnallt er sich dann die Schneeschuhe an und schultert seine Schaufel. Es herrscht eine friedliche Ruhe in dieser Frühe, und die geniesst er. Obwohl seine Aufgabe alles andere als erholsam ist. Er präpariert den Weg, planiert ihn mit den Schneeschuhen, einmal hin, einmal zurück. Wo es nötig ist, schaufelt er den Neuschnee weg, stopft Unebenheiten, füllt die Binerisuone - ihr entlang verläuft der Weg - mit Schnee, damit sich niemand den Fuss vertritt. Zwei Stunden später ist der Wanderwegverantwortliche von Grächen wieder zurück im Dorf und gibt den Weg für die Hündeler, die ihn als Erste dankbar unter die Füsse nehmen, frei. Später folgen die Touristen. Doch dann ist Paul Gruber schon längst weiter, präpariert die restlichen Wege rund ums Dorf. Auch ihm ist es zu verdanken, dass man sich auf dem Winterwanderweg fast nicht verlaufen kann. Der Weg führt durch einen zauberhaft verschneiten Wald, hält stets die Höhe, bis er in Gasenried endet. Auf der Sonnenterrasse des Riederstüblis wartet hier ein leckerer Heidelbeerkuchen, der schon längst kein Geheimtipp mehr ist. Wer danach immer noch Lust auf Suonenwandern hat, wählt denselben Weg zurück. Die anderen folgen der Strasse Richtung Grächen, bis linker Hand das öffentliche WC erscheint - rechts davon biegt der Winterwanderweg ab. Noch eine Zeitlang führt dieser durch den Wald, danach klingt der Wandertag auf einem kleinen Strässchen aus. Ein sonniger Tag endet in Grächen, auch für Paul Gruber. Bis zum Abend hat er alle Winterwanderwege präpariert, ist insgesamt etwa 25 Kilometer gelaufen. Wenn es in der Nacht trocken bleibt, wird er sich am nächsten Tag ausruhen können. Und sonst beginnt der Halbmarathon von vorne.
Verschneite Alp in Engelberg Nr. 1388
Engelberg — Gerschni • OW

Verschneite Alp in Engelberg

Engelberg hat für Sportler im Winter viel zu bieten. Auf dieser Wanderung begegnet man Langläufern, Skispringern, Snowboardern, Skifahrern und Schneeschuhwanderern. Nichts für Ruhesuchende also. Und auch nichts für Sonnenanbeter, jedenfalls nicht in den Monaten Dezember und Januar, wenn diese Seite des Tals mehrheitlich im Schatten liegt. Die Wanderung beginnt beim Bahnhof und führt durch eine prächtige Allee am Sportzentrum vorbei zur Bänklialpbrücke. Hier beginnt der Aufstieg durch den Wald. Vorbei am Hotel-Restaurant Bänklialp geht es zuerst sanft ansteigend der präparierten Strasse entlang. Kurz vor der vierten Kurve führt ein Abzweiger zur Sprungschanze. Auch wenn gerade kein Skisprungbetrieb ist, lohnt sich der kurze Abstecher zum Schanzentisch. Bald ist das Ende der Strasse erreicht, und es geht auf einem schmalen, etwas steileren Pfad weiter. Nach der Waldgrenze wird das Gelände flach, und man gelangt ins Skigebiet Gerschnialp, wo sich Skifahrer, Langläufer und Winterwanderer die Pisten teilen. Im «Laub», dem mächtigen, steilen Hang, hinter dem der Titlis gerade noch hervorblinzelt, ziehen die Freerider ihre Spuren in den Schnee und malen so ein riesiges, abstraktes Gemälde. Nach einer Stärkung im Café Ritz geht es weiter Richtung Unter Trüebsee. Nach der Schlegi steigt die Route noch einmal bis zur Bergwirtschaft Untertrübsee an. Auf demselben Weg geht es zurück zur Schlegi und von dort zur Station Gerschnialp. Mit der Standseilbahn gelangt man zurück ins Dorf.
Im Reich der Schneehühner Nr. 1389
St-Martin VS • VS

Im Reich der Schneehühner

In den Alpen auf einer Höhe zwischen 1900 bis 2600 Metern liegt der Lebensraum des Alpenschneehuhns. Als einzige Vogelart lebt es auch im Winter oberhalb der Waldgrenze. Und noch etwas macht das Schneehuhn einzigartig: Es wechselt sein braungraues Gefieder für den Winter in ein weisses und bleibt damit auch auf Schnee gut getarnt. Bei schönem Wetter bunkert es so viel Nahrung wie nur möglich. Knospen und Samen findet es im Winter vor allem auf schneelosen Stellen, wenn nötig wird gescharrt. In kleinen Trupps trippeln die Schneehühner mit ihren dicht gefiederten Füssen über den Schnee und hinterlassen schneeschuhartige Spuren. Solche erblickt man mit etwas Glück nach Verlassen des Waldes in Richtung Alp Lovégno. Die Alphütten unter der dicken Schneedecke sind der Wendepunkt einer markierten Schneeschuhtour ab St-Martin im Val d’Hérens. Die Alp am Fuss des daumenartigen Gipfels La Maya drängt sich dank der Sicht in die Region der Viertausender rund um die Dent Blanche und dem Tiefblick ins Val d’Hérens als Rastort auf. Vollgetankt mit neuer Energie nimmt man den Abstieg unter die Schneeschuhe und verlässt mit dem Eintritt in den knorrigen Wald den Lebensraum der Schneehühner - hoffentlich ohne sie gestört zu haben. Am besten meidet man schneefreie Stellen und achtet darauf, in den frühen Morgenstunden und bei schlechtem Wetter nicht auf ihre Nachtlager zu treten. Kaum sichtbare Erhebungen könnten das Dach einer ihrer Höhlen sein. Sie buddeln sich im weichen Schnee ein oder lassen sich einschneien. In diesen Schneehöhlen verbringen sie die Nacht oder sitzen garstiges Wetter aus. Müssen sie fliehen, kostet das viel Energie. Passiert dies zu oft, sterben sie vor Erschöpfung.
Windiger Mont Crosin Nr. 1390
Mont-Soleil • BE

Windiger Mont Crosin

An einem Wintertag kann man sich auf dem Hochplateau zwischen Mont-Soleil und Mont Crosin leicht im hohen Norden Europas statt im Berner Jura wähnen. Dies liegt nicht nur an den zuweilen ähnlich frostigen Temperaturen, sondern vor allem daran, dass hier der grösste Windpark der Schweiz steht - der bislang einzige hierzulande, der sich mit skandinavischen Anlagen dieser Art messen kann. Die 16 Windräder liefern jährlich so viel Strom, dass damit über 15 000 Haushalte versorgt werden können. Der erste stählerne Gigant zeigt sich schon kurz nach dem Start der Wanderung bei der Bergstation der Standseilbahn in Mont-Soleil. Der Schneeschuhpfad führt über das Hochplateau bis zum Mont Crosin, wo auf engem Raum gleich acht Windräder rund 150 Meter in die Höhe ragen. Von hier bietet sich ein schöner Blick über das Tal von St-Imier und auf den Chasseral, die höchste Erhebung im Berner Jura. Etwas weiter laden mehrere Gaststätten dazu ein, sich aufzuwärmen und zu stärken, bevor es zurück nach Mont-Soleil geht. Der Rückweg beginnt mit einem Anstieg durch ein Wäldchen, macht eine Schlaufe zurück zum Windkraftwerk und folgt ab da wieder dem Hinweg. Etwa 40 Gehminuten vor dem Ziel gabelt sich der Weg und führt entweder direkt zurück zur Seilbahnstation in Mont-Soleil oder zuerst noch am gleichnamigen Sonnenkraftwerk vorbei.
Über den Monte Moropass nach Italien Nr. 1094
Mattmark — Monte Moropass • VS

Über den Monte Moropass nach Italien

Zunächst geht es entlang des Stausees Mattmark, der jedes Jahr 650 Gigawattstunden Strom produziert. Auf der rechten Seeseite findet man einige Gedenkstätten von Arbeitern und Bergführern, Wallisern und Italienern. Klar, wir befinden uns im Grenzgebiet und werden den alten Verbindungsweg zwischen zwei Walserorten Saas-Almagell und Macugnaga beschreiten. Bei Dischtelalp auf 2224 Metern beginnt der Aufstieg auf den Pass. Das Ziel scheint weit, doch das alpine Gefühl der Einsamkeit und Ruhe lässt einen jeden Schritt auf dem gut unterhaltenen Bergwanderweg geniessen. Wer sich schon früh am Morgen schon auf den Weg gemacht hat, sollte eine Rast auf dem Tälliboden erwägen, denn viele Stellen des darauf folgenden Abschnittes liegen noch im Schatten und sind dadurch vereist. Wenn am Nachmittag die Sonne scheint, schmilzt das Eis etwas. Die Stellen sind zwar mit Seilen gesichert, doch es besteht erhöhte Rutschgefahr. Je höher die Wandernden steigen, desto karger wird die Landschaft. Teilweise geht man nur noch durch Geröll und auf blanken Gesteinsbrocken. Immer wieder gibt es einen Blick zurück auf den blauen See und ins Oberwallis bis zu den Berner Alpen. Der spitze Zahn des Bietschhorn ist unverkennbar. Nach knapp einer Stunde sind die Passhöhe und Landesgrenze erreicht. Oben erwarten einen nicht nur ein Restaurant, die Notunterkunft Rifugio Gaspare Oberto des CAI und die goldene Madonna delle Nevi, die seit über 50 Jahren auf dem Pass patroniert, sondern auch eine wunderbare Aussicht aufs Monte-Rosa-Massiv. Wer möchte, nimmt von hier die Seilbahn hinunter nach Macugnaga (unbedingt Fahrplan beachten). Ansonsten wandert man die 1500 Höhenmeter ins Dorf hinunter. Der Weg ist gut ausgebaut, teilweise mit Treppen, und rot-weiss-rot markiert.
Einsamer Wintertag im Greyerzerland Nr. 1391
Allières • FR

Einsamer Wintertag im Greyerzerland

Der südlichste Zipfel des Kantons Freiburg ist eine ausgesprochen einsame Gegend. Nach Montbovon kommt nur noch der Weiler Allières, der von einigen locker verstreuten Bauernhöfen und Scheunen umgeben ist. Immerhin gibt es eine Bahnhaltestelle und eine Beiz - damit sind für Wanderer schon einmal zwei Voraussetzungen für eine gelungene Tour erfüllt. Ein dritter Pluspunkt ist die Topografie: Das Terrain weist zwar happige Höhendifferenzen auf kleinem Raum auf und verfügt obendrein über eine unberührte Schlucht, daneben gibt es aber auch sanft geneigte Hänge und nahezu ebene Flächen. Das Tälchen des Hongrin eignet sich deshalb gut für eine leichte Schneeschuhtour. Die Rundstrecke nach Pra du Pont wird zwar nicht gepfadet, ihren Verlauf signalisieren aber Holzstangen mit pinkfarbigen Wegweisern. Im Hochwinter liegt der grössere Teil der Route vormittags noch im Schatten. Wer auf der Tour gerne auch einige Sonnenstrahlen geniessen möchte, startet deshalb mit Vorteil erst um die Mittagszeit. Von der Bahnstation Allières folgt man zunächst nordwärts einige Schritte dem Strässchen. Danach zweigt die Schneeschuhroute auf ein eigenes Trassee ab, das eine Weile unterhalb, dann wieder oberhalb der Strasse verläuft. Am Gehöft Les Planches vorbei geht es in mehreren Kehren in die Hongrin-Schlucht. Das Flüsschen wird auf einer alten Steinbrücke überquert. In sanftem Aufstieg gelangt man nach Pra du Pont und von dort weiterhin leicht ansteigend zum Gehöft Les Mosses. Hier wird abgezweigt und wieder Richtung Hongrin abgestiegen. Das Gelände ist in diesem Gebiet stärker geneigt, sodass man - sofern genügend Pulverschnee liegt - mit den Schneeschuhen herrlich talwärts pflügen kann. Auf einem Brücklein im Gebiet Villa wird der Fluss erneut überquert, danach geht es Richtung Allières hoch.
Panoramaweg am Adelbodner Sonnenhang Nr. 1392
Adelboden • BE

Panoramaweg am Adelbodner Sonnenhang

Markante Berge werden mitunter als «Horn» bezeichnet. Beim Hörnli in Adelboden (oder dem «Höreli», wie es im örtlichen Dialekt genannt wird) führt der Begriff allerdings in die Irre, denn man kommt auf Wanderwegen ganz leicht und bequem hinauf. Die Aussicht am Ziel ist dennoch echt gipfelwürdig. Ein gepfadeter Winterwanderweg führt am Sonnenhang vom Dorfzentrum her hinauf. Seinen Ausgangspunkt erreicht man nach einem kurzen Spaziergang nordwärts auf der Dorfstrasse. Nach der Überquerung des Schmittengrabens zweigt man hangwärts ab und schwenkt auf den Unteren Hörnliweg ein. Dieser führt in sanftem Anstieg aufwärts. Über verschneite Weiden und an stattlichen alten Holzhäusern vorbei gewinnt man zügig an Höhe und Aussicht. Immer wieder laden Holzbänke zum Ausruhen und zum Geniessen des Panoramas ein. Beim Höreli öffnet sich nach der eindrücklichen Sicht Richtung Süden auch der Blick nach Norden; er reicht bis zum Niederhorn am Thunersee. Nun führt die gepfadete Route zunächst zügig abwärts, anfänglich über offenes Weideland, danach durch stillen Bergwald. Der Abstieg nach Mösere lässt sich gut auch mit dem Schlitten bewerkstelligen. Auf einem deutlich weniger steilen Strässchen gelangt man über die idyllische Bütschegga nach Ausser Schwand. Hier schlägt man zunächst die Wanderroute Richtung Holzachseggen bzw. Blatti ein, zweigt aber nach wenigen Hundert Metern wieder taleinwärts ab und gelangt auf einem kaum befahrenen Strässchen in leichtem Auf und Ab erneut zum Schmittengraben (diesmal kreuzt man den Wildbach indessen rund 100 Höhenmeter weiter unten). Das letzte Teilstück der Wanderung führt in einem kurzen, aber recht steilen Aufstieg am Heimatmuseum an der Schönegg vorüber zurück ins Dorfzentrum von Adelboden.
Panoramatour über dem Val d’Anniviers Nr. 1393
Tignousa • VS

Panoramatour über dem Val d’Anniviers

Der aussichtsreichste Planetenweg der Schweiz ist hoch über dem Val d’Anniviers angelegt. Als gepfadeter Winterwanderweg ist er auch in der kalten Jahreszeit begehbar. Wer ihn beschreitet, geniesst ein fantastisches Gipfelpanorama sowie schöne Tiefblicke ins Tal der Rhone. Gleichzeitig vermittelt die Strecke einen Eindruck von den gewaltigen Dimensionen unseres Sonnensystems - mit jedem Schritt legt man im astronomischen Massstab rund eine Million Kilometer zurück. Der Ausgangspunkt des Wegs liegt bei der Bergstation der Standseilbahn, die von St-Luc nach Tignousa fährt. Praktisch ebenen Wegs geht es zunächst dem Hang entlang via Chalet Blanc zum Alpstafel Le Chiesso. Am Horizont ist bereits das Ziel der Wanderung zu sehen: Das aus der Belle-Époque-Zeit stammende Hôtel du Weisshorn steht unübersehbar auf einer weiten Kuppe in der Flanke des Toûno. Die Aussicht von der Hotelterrasse ist kolossal. Gegen Norden hat man einen spektakulären Tiefblick ins Val d’Anniviers und ins Rhonetal; darüber erstreckt sich die weiss überzogene Kette der Berner Alpen. Im Süden prägen mehrere Vier- tausender das Panorama, darunter die Dent Blanche und natürlich das Weisshorn, der dritthöchste Berg der Schweiz. Wer Schneeschuhe dabei hat, kann vom Hôtel du Weisshorn direkt nach St-Luc absteigen. Die nicht gepfadete Route verläuft zunächst durch offenes Gelände, später durch den Wald hinunter nach Le Prilett. Vor allem im ersten Teil ist dieser Abstieg sehr steil; wer bloss mit Wanderschuhen ausgerüstet ist, kehrt daher besser nach Tignousa zurück und fährt von dort mit der Standseilbahn zurück ins Tal.
Auf der Hochebene am Col des Etroits Nr. 1394
Col des Etroits • VD

Auf der Hochebene am Col des Etroits

Auf der Hochebene zwischen Ste-Croix und der Landesgrenze zu Frankreich ist eine abwechslungsreiche Rundtour angelegt. Sie führt durch winterliche Wälder, über verschneite Weiden und durch reizvolle Juradörfchen. Ausgangspunkt ist die Bushaltestelle auf dem Col des Etroits. Bei der Passhöhe steigt man auf dem nach Westen führenden Strässchen zuerst einige Schritte auf und wendet sich dann leicht absteigend dem Wald zu. Pinkfarbige Schilder und Stangen zeigen an, wo der Schneeschuhtrail die Loipe kreuzt. In sanftem Abstieg wird der Tannenwald in der Flanke des Mont des Cerfs durchquert. Zwischen den Bäumen hindurch erhascht man schöne Tiefblicke zur Hochebene von La Chaux. Beim Gehöft Vers le Bois erreicht man offenes Gelände. Die Route führt hinüber in eine Senke und auf deren anderer Seite hinauf nach L’Auberson. Von dort gelangt man querfeldein in einem weiten Bogen zum bewaldeten Hügel des Mont de la Chèvre und erreicht schliesslich das Dörfchen La Vraconnaz. In leichtem Auf und Ab geht es danach über verschneites Weideland und durch Waldgebiete zu einer Strassenkreuzung, bei der das Flüsschen Noiraigue überquert wird. Durch dichten Wald steigt man zurück zum Ausgangspunkt Col des Etroits. Wenn nur wenig Schnee liegt, lässt sich die Tour auch bloss mit Wanderschuhen unternehmen. Wenn aber die im Waadtländer Jura berüchtigte Bise weht, kann die idyllische Wanderung anspruchsvoll werden. Gegen den oft beissend kalten Nordostwind kann man sich mit geeigneter Kleidung zwar gut schützen. Doch wenn lockerer Pulverschnee liegt, werden die Spuren des Schneeschuhtrails oft innert kürzester Zeit verweht - dann ist guter Orientierungssinn hilfreich.
Wunderbare Wintersperre im Urserental Nr. 1395
Realp • UR

Wunderbare Wintersperre im Urserental

Wanderer mögen Passstrassen nicht besonders - selbst wenn der Wanderweg abseits des Asphalts verläuft. Wer an der Grimsel oder am Nufenen an einem sonnigen Sommertag die Stille der Bergwelt geniessen möchte, wird das permanente Motorengeheul oft als nervtötende Beeinträchtigung erleben. Für die ersten sieben Kilometer der Passstrasse vom Urserental zur Furka können sich aber auch Wanderer begeistern, jedenfalls im Winter. Dann ist die Strecke nämlich für Autos und Motorräder gesperrt, für Wanderer und Schlittler aber offen. Die Wanderung beginnt bei der Kirche von Realp. Auf der Dorfstrasse hält man taleinwärts bis zum grossen Parkplatz am Ende des Dorfs, wo ein Verbotsschild verkündet, dass hier für Autos Endstation ist. Zu Fuss geht es jedoch problemlos weiter (es sei denn, die Strecke müsse ausnahmsweise wegen Lawinengefahr gesperrt werden). Von jetzt an wandert man auf der Passstrasse. Damit geht es gleichzeitig auch aufwärts, aber gemächlich und schön konstant. Für einen Winterwanderweg ist das maschinell gepfadete Trassee ausserordentlich breit. Nicht minder grosszügig ist die prachtvolle Aussicht ins hintere Urserental. In etlichen Kurven windet sich die Passstrasse langsam den Hang hinauf. In der obersten Kehre liegt der Alpstafel Galenstock. Die letzten anderthalb Kilometer weisen nur noch eine geringe Steigung auf und führen auf praktisch gerader Strecke ins Tal der jungen Furkareuss. Den höchsten Punkt der Wanderung erreicht man im Weiler Tiefenbach, der aus dem gleichnamigen Berghotel, einer schmucken Kapelle und einigen Alphütten besteht. Die Rückkehr ins Tal verläuft auf der Aufstiegsroute. Man braucht dabei nicht unbedingt zu Fuss zu gehen, sondern kann im Berghotel einen Schlitten mieten und mit diesem talwärts brausen.
Stille Wintertage im Averstal Nr. 1396
Avers, Juppa • GR

Stille Wintertage im Averstal

Wenn die alten Römer über die nördlichen Grenzen ihres Imperiums blickten, schauderten sie. Denn drüben hockten die Gallier - Barbaren mit furchterregenden Sitten und grässlicher Sprache. Das Grenzgebiet war bereits so etwas wie der Vorhof zu dieser fremdländischen Hölle. Prä-Gallien eben, oder wie es heute heisst: Bregaglia oder eingedeutscht Bergell. Nicht ganz im Bergell liegt das Bergalgatal, doch sein Name verrät die Nachbarschaft. Früher scheuten die Bergeller den langen Marsch über die hohen Pässe nicht und liessen ihre Kühe den Sommer hier verbringen. Im Winter, wenn die Alpwirtschaft ruht, herrscht im Tal vollkommene Stille. Unterwegs sind dort einzig Langläufer, Skitourenfahrer und natürlich Winterwanderer. Für sie besteht eine schön angelegte Winterwanderroute auf breitem Trassee. Ausgangspunkt der Wanderung ist die Postautohaltestelle Avers, Juppa. Das erste Teilstück der Wanderung verläuft völlig flach und führt unterhalb der Hütten von Vorder Bergalga taleinwärts. Bereits hier nimmt einen das prachtvolle Panorama gefangen. Das Bergalgatal ist ein weites Hochtal, das fantastische Ausblicke in die umliegenden Berge ermöglicht. Den Schlusspunkt der winterlichen Wanderung bildet ein schmucker Alpstafel: Auf der Ostseite des Bergalgabachs gelangt man bis zur Alp Hinter Bergalga (auf der Landeskarte mit dem Flurnamen Olta Stofel vermerkt). Vor dem Hüttchen stehen Bänke und Tische für ein aussichtsreiches und sonniges Picknick bereit. Der Weg zurück zum Ausgangspunkt Juppa verläuft auf gleicher Route wie der Hinweg.
Alpenpanorama über dem Nebelmeer Nr. 1397
Weissenstein • SO

Alpenpanorama über dem Nebelmeer

Im Winter ist der Weissenstein ein beliebtes Ausflugsziel für die Bewohner des Mittellands, die dem ewigen Nebel im Aaretal entfliehen wollen. Eine leichte Rundwanderung nach Hinter Weissenstein bietet grossartige Ausblicke in die Alpen. An Einkehrmöglichkeiten mangelt es auf dieser kurzen Tour über die vorderste Jurakette eindeutig nicht. Gleich neben der Bergstation der Gondelbahn liegt das Kurhaus Weissenstein. Hier befindet sich auch der Ausgangspunkt der winterlichen Rundwanderung über die Hochebene. In einem weiten Bogen geht es in leichtem Abstieg zuerst zum Restaurant Sennhaus. Nach wenigen Schritten zweigt man links ab und marschiert auf dem Planetenweg querfeldein durch die verschneite Ebene. Unterwegs geniesst man einen prachtvollen Ausblick über das Nebelmeer hinweg zu den Alpen. Vom Säntis bis zum Montblanc erstreckt sich die Gipfelkette. An nebelfreien Tagen gewinnt man zudem eindrückliche Tiefblicke ins Aaretal. In Hinter Weissenstein ist im Winter für Fussgänger Endstation: Beim gleichnamigen Bergrestaurant endet die präparierte Winterwanderroute. Spezialität des Hauses ist «Grosis lauwarmer Schoggikuchen mit Berg-Nidle». Auf dem Strässchen, über das der Gasthof versorgt wird, gelangt man direkt zum Sennhaus zurück und steigt von dort wieder zur Bergstation der Seilbahn hoch. Wer nicht mit der Bahn talwärts gondeln mag, kann einen Schlitten mieten und damit eine spritzige Abfahrt hinunter zur Talstation Oberdorf unternehmen.
Versteckter Wasserfall Nr. 1346
Wergenstein, Tguma — Gasthaus Rofflaschlucht • GR

Versteckter Wasserfall

Die Einheimischen hatten das Rauschen richtig gedeutet: In der Schlucht hinter dem Gasthaus Rofflaschlucht musste ein Wasserfall verborgen sein. Im Winter 1907 begann der damalige Besitzer des Gasthauses, Christian Pitschen Melchior, einen tollkühnen Weg zum Wasserfall in den Fels zu sprengen. Nach sieben Jahre harter Handarbeit war er fertig. Für einen Franken konnte man nun bis zum Wasserfall wandern und sogar hinter dem Hinterrhein stehen. Die Attraktion in der Roflaschlucht sicherte dem Gasthaus am alten Säumerweg die Zukunft. Die Wanderung zur Roflaschlucht führt durch den Naturpark Beverin. Sie führt von Tguma oberhalb von Wergenstein über Alpweiden zur Farcletta digl Lai Pintg und weiter zum Lai da Vons und von da hinunter nach Sufers. Unterwegs sind einige Resultate der vielen Anstrengungen zu erkennen, die zum Ziel haben, die Abwanderung ins Unterland zu stoppen. Dazu zählen z.B. die schmackhaften Speisen aus lokalen Produkten im Hotel Capricorns in Wergenstein, und auch für das Wirtepaar im Gasthaus Rofflaschlucht sind Nachhaltigkeit und natürliche Kreisläufe ganz selbstverständlich. Unten im Tal, zwischen Sufers und der Roflaschlucht, verläuft der Weg auf der historischen Via Spluga (Wanderlandroute Nr. 50). Die Wanderung endet hinter dem Wasserfall. Um ihn zu erreichen, betritt man die Felsgalerie durch eine Hintertür in der Gaststube. Auch wenn der Hinterrhein gestaut wird und deshalb nicht mehr so viel Wasser über den Felsen tost, ist das Naturspektakel sehr imposant.
Das Saanenland von oben Nr. 1347
Gsteig — Lauenensee • BE

Das Saanenland von oben

Wispilen gibt es im Saanenland fast im Dutzend. Die Orte dieses Namens finden sich alle auf dem mit Wald und Alpweiden überwachsenen Felsrücken, der sich von Gsteig Richtung Norden nach Gstaad zieht. Am bekanntesten ist die Höji Wispile; auf die aussichtsreiche Anhöhe fährt eine Gondelbahn ab Gstaad Grund. Ihr Name ist allerdings etwas irreführend, denn mit 1983 Metern ist die weiter südlich liegende Walliser Wispile noch gut 40 Meter höher als die «Hohe Wispile». Daneben gibt es noch die Hinderi Wispile (die von Gstaad aus gesehen eigentlich vorne liegt) und die Vorderi Wispile oberhalb von Gsteig. Der seltsam klingende Flurname Wispile hat weder mit einem Windspiel noch mit Wein zu tun. Vielmehr geht er auf einen keltischen Begriff zurück, mit dem einst gutes Weideland bezeichnet wurde. Tatsächlich gibt es auf dem lang gezogenen Kamm zwischen dem Saanen- und dem Louwenetal grossflächige Weidegründe, und weil das Gelände relativ sanft geformt ist, waren diese Gebiete schon in alter Zeit günstig zu bewirtschaften. Die Gegend eignet sich deshalb gut für eine Bergwanderung mit prachtvollen Ausblicken auf das ganze Saanenland. Viel Abwechslung bietet etwa die Route von Gsteig über die Walliser Wispile an den Louwenesee. Sie gliedert sich in drei ausgesprochen unterschiedliche Teile. Den Einstieg bildet ein zuweilen recht steiler Aufstieg entlang der Burgfälle und durch Tannenwald; etwas weniger steil geht es über Weideland zur Vorderi Wispile und weiter zur Walliser Wispile. Das zweite Teilstück ist eine herrliche Höhenwanderung über die Hinderi Wispile in Richtung Chrine. Kurz vor dem kleinen Passübergang zweigt man scharf ostwärts ab. Ein breiter Kiesweg führt danach in weiten Kehren sanft zum Louwenesee hinunter.
Originelle Rundwanderung am Col du Pillon Nr. 1096
Col du Pillon • VD

Originelle Rundwanderung am Col du Pillon

Das Dorf Gsteig am Fuss der Pässe Sanetsch und Col du Pillon hat seinen Namen nicht von ungefähr, soll er doch auf das althochdeutsche Wort «staiga» zurückgehen, was so viel wie Anstieg bedeutet. Die Säumerzeiten, als diese Pässe noch für den Handel von Bedeutung waren, sind jedoch vorbei, und auf dem Col du Pillon geht es vorwiegend touristisch zu und her. Die meisten Ausflügler stehen auf der Passhöhe gleich in die Warteschlange vor der Luftseilbahn ins Glacier-des-Diablerets-Gebiet. Wer stattdessen hier die Wanderung beginnt, muss sicher nicht mit Stau rechnen. In kaum einer halben Stunde ist der Lac Retaud mit seinem einladenden Restaurant erreicht. Am Morgen steht man aber noch vor verschlossenen Türen, denn das Restaurant öffnet erst um 10.30 Uhr. Gemächlich ansteigend führt der Wanderweg weiter in Richtung La Marnèche, dann über die Alp Isenau zum Col des Andérets und über den breiten Nordrücken der Palette auf den Gipfel. Eine prächtige Rundsicht belohnt den Aufstieg: über den Col du Pillon zu den vergletscherten Gipfeln der Diablerets, zum tiefblauen Arnensee oder über das Dorf Les Diablerets hinweg bis zu den Dents du Midi. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte nicht zu nahe an die südliche Kante des Gipfels treten, denn die fällt nahezu senkrecht ab. Vom Gipfel gehts zunächst auf gleichem Weg zurück zum Col des Andérets, danach auf der östlichen Seite um die Palette herum zum Col de Voré und hinunter zum Lac Retaud, wo sich der Kreis schliesst und das Restaurant offen ist. Ein bezaubernder Flecken Waadtland, wo man bei bewirteter Rast vor sich hin träumen, zurück zum Gipfel der Palette schauen oder gemütlich um den See schlendern kann. Man darf sich Zeit lassen, der Rückweg zum Col du Pillon ist in Kürze geschafft.
Höhepunkte in den Ausläufern des Alpsteins Nr. 1095
Steinegg — Brülisau • AI

Höhepunkte in den Ausläufern des Alpsteins

Zum Glück gibt es hier Wegweiser! Nicht dass die Orientierung besonders schwierig wäre, aber die Wanderwege verlaufen zwischen Steinegg und Eggli streckenweise quer über Wiesen und Weiden. So ist man froh über die gelben Schilder, die unmissverständlich über das Grünland zeigen. Wunderbar, wie es nun weichen Schrittes aufwärtsgeht. Immer besser wird die Aussicht in die steilen Kalkgipfel des Alpsteinmassivs. Dominant ist der Hohe Kasten, aber die Sicht reicht bis zum Säntis zuhinterst in diesem Gebirge. Auch auf unserer Wanderung bewegt man sich im Alpsteingebirge, auch wenn hier die Hänge schon sanfter geneigt, die Bergformen runder sind und nicht mehr weiss-rot-weiss Bergwanderwege, sondern gelbe Wanderwege dominieren. Genussvoll erreicht man somit die Anhöhe namens Eggli. Dies ist nicht der höchste Punkt der Wanderung, aber sicher ein Höhepunkt mit weiter Sicht über das Appenzell und zum St. Galler Rheintal. Passend steht hier ein einladendes Gasthaus. Dazu gehört ein Berghof, um den herum Geissen meckern, Hühner picken und Hochlandrinder wiederkäuen. Nochmals wenig ansteigend führt der Weg um den Fähnerenspitz herum. Die Aussicht wechselt nun definitiv in Richtung Rheintal und ins Österreichische Vorarlberg. Bald taucht man in dichten Wald ein, folgt einem schmalen Pfad, dann einem Kiesweg und steht auf einmal vor dem Forstseeli. Erfrischend kühl ist es hier an heissen Sommertagen, rund um den See gibt es viele lauschige Plätze zum Ausruhen und Picknicken, und auch ein offizieller Grillplatz ist eingerichtet. Nicht zu viel essen, damit der Magen nicht zu schwer wird, denn es geht nochmals hundert Meter aufwärts zum Resspass. Auf dem Abstieg nach Brülisau ist die direkteste Variante auch die schönste mit dem geringsten Hartbelagsanteil.
Entlang der Grenze Schweiz–Deutschland Nr. 1382
Schleitheim — Gächlingen • SH

Entlang der Grenze Schweiz–Deutschland

«Willkommen in Deutschland!», meldet unser Handy. Immer wieder passieren wir Grenzsteine: 432, 433, 434 – sie sind durchnummeriert. Zusätzlich tragen sie ein D für Deutschland, ein S für die Schweiz und eine Jahreszahl. Am häufigsten ist 1839: Damals wurde die Grenze festgelegt. Auf einigen ist aber auch 1966 eingraviert: In diesem Jahr gab es eine leichte Korrektur, damit man mit dem Auto nicht zweimal den Zoll passieren musste. Beim Start der Wanderung in Schleitheim ist die Orientierung schwierig. Wir ziehen in die gleiche Richtung los, wie der Bus ins Dorf gefahren ist, vorbei an markanten roten Riegelfassaden. Kaum haben wir die letzten Einfamilienhäuser mit Gartenzwergen und Trockensteingärten passiert, sehen wir die ersten Reben. Traubensorte: Riesling-Sylvaner, Besitzer: Familie Stamm. Blumen spriessen zwischen den Reihen, Vogelgezwitscher begleitet uns, wir lassen Dorf und Strasse hinter uns. Nach einem kurzen Ab- und Aufstieg folgt die lange Grenzpassage. Sie führt an einem Waldrand entlang, zwischen Kohlfeldern und Buchen wächst wilder Schnittlauch. Bald stechen die rechteckigen Blöcke ins Auge: Ganze 1740 Steine säumen die Grenze – und jeder wiegt rund 300 Kilogramm. Auf einem thront aus hellem Stein ein Reichsadler, der die weite Landschaft überblickt. Wir sind froh über die schattigen Stellen: Wo Reben sind, scheint die Sonne stark. Immer wieder sehen wir Hochsitze – sie eignen sich perfekt für ein unbeobachtetes Zmittag mit Überblick. Stetig aufsteigend erreichen wir den Pass auf dem Oberhallauerbärg. Neben der kleinen Gruppe aus Bauernhöfen öffnet sich der Blick auf beide Seiten. Oberhallau und unser Ziel, Gächlingen, liegen in sanfte Rebhügel gebettet zu unseren Füssen. In beiden Dörfern erzählen Schilder von ihren zahlreichen Weinbauern.
Walserspuren im Fondei Nr. 1383
Langwies • GR

Walserspuren im Fondei

Das Fondei ist ein Hochtal im Schanfigg. Vor 700 Jahren wanderten Walser von Norden her in dieses Hochtal ein und liessen sich nieder. Sie waren ein eigenes Volk, sehr auf Unabhängigkeit bedacht. Aber sie galten als fleissig. Da und dort hatten sie schon ganze Täler gerodet und urbar gemacht. Die Notablen, denen das Tal damals gehörte, liessen sie darum gewähren. Diese Schlittelwanderung führt auf den Spuren der Walser ins Fondei. Sie beginnt auf dem Dorfplatz von Langwies und verläuft auf dem Winterweg, der verschneiten Strasse. Der Sommerweg führt durch den engen Talgrund und ist im Winter wegen Lawinengefahr geschlossen. Steil geht es das erste Stück Weg durch den Wald die Strasse hinauf. Nach gut 20 Minuten verzweigt sie sich. Rechts geht es ins Fondei. Nach einer weiteren Dreiviertelstunde schützt eine Galerie vor Stein- schlag und Schnee. Dann öffnet sich das Tal und die Landschaft wird offen und weit. Da und dort stehen vereinzelt Häuser. Das ist das Fondei. Hier lebten die Walser früher das ganze Jahr. Doch dieses Leben ist vorbei. Im Sommer werden die Häuser für Ferien genutzt, im Winter ist das Tal verlassen. Nur das Skihaus Casanna hat dann offen und bewirtet die Gäste in der warmen Stube am Ofen. Die Schlittelfahrt führt auf dem gleichen Weg zurück, nur viel rasanter. Der Rekord für die fünf Kilometer lange Strecke liegt bei 3 Minuten und 54 Sekunden. Er wurde bei einem der jährlichen Langwieser Schlittelrennen Ende Februar erstellt.
Ein Nachmittag in jurassischen Laubwäldern Nr. 1184
Beurnevésin, poste • JU

Ein Nachmittag in jurassischen Laubwäldern

Diese Wanderung eignet sich gut für einen Nachmittag: die Umrundung mit Ausgangs- und Endpunkt Beurnevésin kann beliebig abgekürzt und verlängert werden. Zunächst geht es raus aus dem Dorf und etwas der Strasse entlang bis zum nächsten Bauernhof, wo die Kühe gemütlich wiederkäuen und sich angesichts der sich nahenden Menschen erheben. «Bleibt doch liegen!» ruft man ihnen zu, aber sie bieten ein neugieriges Empfangskomitee. Der Hofhund trottet den Wandernden noch einige Schritte hinterher, aber dann wird es ihm zu mühsam und er kehrt um. Flach geht es dem Waldrand entlang weiter. Hier kann man wählen, beide Wege - derjenige zwischen den Feldern und der im Wald - führen zur Kapelle St-Imier, dem ersten Zwischenziel. Ihr Standort zwischen mehrere Hundert Jahre alten Linden, lädt zum Verweilen ein. Nach diesem Abstecher ziehen die Wandernden wieder zurück in Richtung Wald. Die Hütte nahe des Waldrandes eignet sich für eine kleine Pause. Vielleicht mit einem Feuer an der Grillstelle? Wer noch nicht hungrig ist, kann die Pause getrost aufs Zwischenziel Borne des trois puissances verlegen, dort steht auch eine Hütte mit einer grossen Feuerstelle. Nun geht es kurz und sanft hoch, damit man den Hügel des Prinzenwaldes (Bois au Prince) auf der Grenze zu Frankreich durchqueren kann. Bei La Charbonnière geht es bergab und man durchquert nahe des Bächleins La Vendline eine Weide mit Elektrozaun. Kurz vor dem Zollhaus kommt der einzig wirkliche Aufstieg auf einem gut ausgebauten Wanderweg zu den nach dem Krieg 1870-71 errichteten Grenzsteinen. Damals wurde das Elsass vom Deutschen Reich annektiert und somit markierten diese Steine bis 1919 die Grenze zwischen der Schweiz («CS»), Frankreich und dem Deutschen Reich. Von dieser historischen Stätte ist es gar nicht mehr weit bis zurück nach Beurnevésin und seinen Bushaltestellen. Wer mag, dehnt die Wanderung nach Bonfol aus - zum Bahnhof.
Steiniger Weg auf den Bella Tola Nr. 1349
Tignousa • VS

Steiniger Weg auf den Bella Tola

Wer im Val d’Anniviers ein Panorama bestaunen will, muss dafür hart arbeiten. Das gilt auch für jenes vom Bella Tola aus. Den ersten Teil nach Tignousa nimmt einem zwar noch die Standseilbahn von St-Luc ab, welche die ersten Meter mit 55 Prozent Steigung überwindet. Genauso angenehm ist der erste Teil der Wanderung: Der Weg führt stetig, aber nur wenig bergauf und bereits nach 20 Minuten kann in der Cabane Bella Tola eingekehrt werden. Skianlagen säumen den Weg, man konzentriert sich von Vorteil auf das Moorgebiet von Marais de Roua, das mit Bachläufen, Seelein und saftigem Gras das Auge erfreut. Bald ist der Abzweiger kurz vor dem Lac de la Bella Tola erreicht, wo links hinauf der happige Aufstieg beginnt. In steilen Kehren arbeitet man sich auf lockerem Gestein hoch bis zur Schutzhütte und zum Grat auf etwas über 2900 Metern. Dort geht es links zum Rothorn und rechts zum Bella Tola. Links wartet ein Gipfel mit einer ausführlichen Panoramatafel, aber auch ein abschüssiger Weg. Rechts geht es vorbei an einigen Felszacken auf den schuttbedeckten Grat des Bella Tola auf 3025 Metern über Meer - bei beiden Gipfelwegen muss man schwindelfrei sein, um das wunderschöne Panorama geniessen zu können. Am Fuss des Grates liegt zudem der kleine Bella Tola Gletscher Wer genug hat von Weisshorn, Matterhorn, Dom, Mont Blanc und Dent Blanche, macht sich an den steilen, wiederum steinigen Abstieg. Bald ist der Weg aber nicht mehr anspruchsvoll, führt über Felsen und Schuttfelder zum Pas de Boeuf. Nun bleibt ein Kiesssträsschen zur Rückkehr zum Lac de la Bella Tola. Es hat meist wenig Gefälle - die Knie danken es ihm.
Ein Abstecher ins Val Calnègia Nr. 1343
Foroglio • TI

Ein Abstecher ins Val Calnègia

Im Val Bavona mit seinen wilden Seitentälern gibt es auch heute noch keine elektrische Energie, obwohl die Kraftwerke zuhinterst im Tal massenweise Strom produzieren. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein, das macht die Romantik dieses steilsten Bergtals der Alpen aus. Startpunkt für die Wanderung ins Val Calnègia ist die Bushaltestelle in Foroglio. Über die türkisblaue Bavona führt die Route zuerst in den charakteristischen Weiler mit seiner steinernen Kirche und den typischen, nahe aneinander gebauten Rustici. Durch die kühlen Gassen zwischen den uralten Steinhäusern führt der Weg nun geradewegs in den Kastanienwald und beginnt langsam anzusteigen. Bald öffnet sich das Laubdach und gibt den Blick frei auf die Granitdächer von Foroglio und in das von senkrechten Felswänden umgebene Bavonatal. Oben auf der Felsenkante angekommen, erwarten einen wunderschöne, ausgewaschene Granitformationen und der kleine, liebevoll restaurierte Weiler von Puntid mit seinem eleganten Bogenbrücklein. Der Weg führt danach durch lichten Laubwald und einige Geröllhalden links dem Fiume Calnègia entlang. Bald folgt eine etwas neuere Brücke, über die man das erste, uralte «Sprügh» erreichen kann: Seine mächtige Felsplatte hat bereits vielen Generationen Schutz vor Wind und Wetter geboten. Etwas weiter hinten im Tal lohnt es sich, ebenfalls dem Weiler Gerra und seiner an einen mächtigen Felsbrocken gemalten Bergmadonna mit Jesuskind und Ziegen einen Besuch abzustatten. Das Ziel der stets leicht ansteigenden Wanderung ist jedoch der hinterste Weiler im Tal, Calnègia, von wo aus die Rückkehr nach Foroglio auf demselben Weg verläuft.
Viel Schwung im Puschlav 2 Nr. 1345
Fda Ospizio Bernina — Cadera • GR

Viel Schwung im Puschlav 2

In der letzten Eiszeit lag das Puschlav unter einem mächtigen Gletscher, dessen Schmelzwasser bei Cavaglia riesige Gletschermühlen ausgefeilt hat. Die Steine frassen sich mit einer gewaltigen Kraft in den Fels, sodass die tiefste Mühle über 14 Meter misst. Nach der Eiszeit füllten sich die Mühlen mit Erde und Steinen. Freiwillige haben die im Volksmund «Töpfe der Riesen» genannten Löcher wieder freigelegt - sie können nun kostenlos besichtigt werden. Vom Ospizio Bernina führt eine Kiesstrasse zur Staumauer und weiter bis nach Poz dal Dragu, von wo ein Pfad hinunter an den Lagh da l'Ombra eingeschlagen wird. Danach beginnt die einzige wirkliche Steigung dieser Wanderung. Später hält der Weg mehr oder weniger die Höhe und passiert Fichten, Felsblöcke und Alpenrosen sowie den einen oder anderen Abgrund. Auf der anderen Talseite schlängelt sich die Bahn quietschend die Serpentinen hoch. Bald beginnt der Abstieg nach Cavaglia mit seinen Gletschermühlen, die als Teil der Wanderung besucht werden können. Der Weg bis nach Cadera schliesslich ist ein ehemals gepflästerter, heute noch mit Trockenmauern gesäumter Handelsweg. Ob die Familie Fahrender aus einer lokalen Sage ebenfalls diesen Weg gewählt hatte, ist unklar. Jedenfalls passierte sie die Cavagliasco-Schlucht, wo die altersschwache Mutter einen Halt verlangte. Doch die hungrigen, ungeduldigen Söhne zeigten kein Verständnis und schleuderten die alte Frau in die Schlucht. Bevor sie aufprallte, verdammte sie ihre Familie, die Felsen öffneten sich und die Söhne stürzten mit ihr hinunter. Der Kopf der alten Frau ist heute noch in der Schlucht unten bei den Gletschermühlen zu sehen.