Es muss nicht immer sonnig sein

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17.05.2019 • Wanderpapa

Es muss nicht immer sonnig sein

Schnee im Frühling ist in den Bergen normal. Schade, wenn die Familie ins Engadin angereist ist und wandern möchte. Wir sind trotzdem losgezogen, um von Pontresina aus den Morteratschgletscher zu besuchen. Es wurde eine Winterwanderung bei garstigem Wetter – aber ein richtiges Abenteuer. Mit einem Schuss Puschlaver Gastfreundschaft.

Am Bahnhof Morteratsch erklärt uns ein grosses Schild, dass wir im Juni wieder „herzlich willkommen“ im Restaurant seien. Das erstaunt uns nicht, denn wir sind in der Nebensaison nach Pontresina gereist, um Steinböcke zu beobachten. Dass wir aber trotzdem, wenn wir schon hier sind, noch eine Wanderung machen, versteht sich von selbst. Der einfache Themenweg zum Morteratschgletscher erscheint mir die passende Variante. Weil das Wetter alles andere als gut ist. Weil er einfach ist. Und sicher nicht gefährlich bei schlechten Bedingungen.

Noch am Vortag hatte mir eine Einheimische gesagt, dass das Wetter im Engadin immer etwas besser werde als gemeldet. Derart optimistisch eingestellt, freuen wir uns auf die Wanderung im Gletschervorfeld. Die Landschaft ist wirklich sehr schön, auch in den verschiedenen Grautönen, die sie heute ausmacht.

Eigentlich eine traurige Wanderung

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Gespannt wandern wir los. Wir haben am Vorabend das kleine Büchlein zum Themenweg studiert, wo uns der Gletschergeist Sabi einlud, sein eisiges Geheimnis zu erkunden. Vor allem der kleine Lichterprinz ist gespannt. Wir folgen also dem breiten Weg von Posten zu Posten, welche die Jahrzahl angeben, wie weit sich der Gletscher damals ins Tal hineingezogen hatte. Und einem vor Augen führt, wie weit er sich bis heute schon zurückgezogen hat. Eigentlich eine traurige Wanderung, geht mir durch den Kopf.

Wie immer, wenn ich auf breiten, langen Wegen wandere mit meinen Kindern, wird es ihnen bald langweilig. Da können auch Sabi und die Infotafeln nichts ausrichten, die etwas zu anspruchsvoll getextet sind, auch für den geübten Wanderpapa, der den Inhalt möglichst kindgerecht erzählen möchte. Zwergenkönig und Zauberfee schlagen vor, dass wir uns selbst einen Weg durch das Gletschervorfeld suchen sollten – das sei viel spannender.

Ich muss ihnen recht geben, handle mit ihnen aber aus, dass wir den Rückweg dann durch die Wildnis machen werden und jetzt noch Sabis Abenteuer erfahren wollen. Sie sind einverstanden.

Es wird garstig

Je näher wir dem Gletscher kommen, desto garstiger wird das Wetter. Ich versuche, die Kinder abzulenken, indem wir eine Geschichte erfinden und jedes Kind abwechslungsweise weitererzählt. Das funktioniert gut und wir erreichen das Ziel. Doch was jetzt? Wir haben Hunger, finden aber keinen Schutz vor dem eisigen Regen, der plötzlich einsetzt. Wir richten es uns ein unter einem kleinen Brücklein, essen die Pizza vom Vorabend. Ich bin froh, sind wir gut ausgerüstet und dass niemand kalt hat. Rechts und links von uns lösen sich kleine Steinlawinen, weit entfernt zum Glück, aber nicht minder eindrücklich ist das Hallen der rutschenden Steine. Auch ich bin beeindruckt.

Kurze Zeit später machen wir uns wieder auf den Heimweg. Wie versprochen querfeldein. Jedenfalls hab ich dies versprochen. Doch wir sinken bereits nach dem kleinen Brücklein knietief ein im Schnee, und der kleine Lichterprinz will partout nicht mehr selbst wandern. Auch die Zauberfee will nun möglichst rasch heim, weil ihr die Steinlawinen zusetzen. Ich entscheide, dass wir auf dem Wanderweg zurückgehen – und verärgere damit den Zwergenkönig, der mir zu Recht vorwirft, mein Versprechen gebrochen zu haben.

Protestwandern

Das könnte jetzt mühsam werden, befürchte ich. Doch die Zauberfee wandert zügig voraus und ich bin sehr froh darum. Sie jetzt noch motivieren zu müssen, wäre anstrengend. Den Lichterprinz trage ich auf den Schultern, und der Zwergenkönig ist genug vernünftig, dass er mir meinen Entscheid bald verzeiht. Damit ihm nicht kalt wird, lasse ich den Lichterprinz immer wieder ein Stück wandern – unter Protest leider, aber wenigstens tut er es.

So kommen wir trotz allem zügig voran. Nur werden wir am Bahnhof Morteratsch voraussichtlich eine halbe Stunde auf den Zug warten müssen, stelle ich fest, als ich den Fahrplan checke. Zu dumm! Doch dann kommt mir die rettende Idee: Der Zug in der Gegenrichtung nach Tirano erreichen wir leicht, und da in der Engadiner Gästekarte die Züge inklusive sind, machen wir eine kleine Spritzfahrt zur Alp Grüm im Puschlav und wieder zurück nach Pontresina.

Familienfreundliche Alp Grüm

Auf der Alp Grüm erleben wir wahrhafte Gastfreundschaft. Wir haben nur 18 Minuten, um uns im Restaurant bei einer warmen Ovo aufzuwärmen. Zu spät erfahre ich, dass sie keine Kartenzahlung akzeptieren und ich zu wenig Bargeld bei mir habe. Die Chefin reagiert pragmatisch und wir erhalten für den nicht ausreichenden Inhalt meines Portemonnaies unsere Ovos trotzdem. Ein riesiges Danke ins Puschlav!

 

Wanderpapa

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