Geologie auf fast 3’000 Metern
Bei der Hitze in den letzten Wochen hat’s mich eher in die Berge als an den Badesee getrieben. Und warum nicht mal kurz einen Abstecher zum Schoggi-Gipfel machen? Nach mehr als sechs Jahren in der Schweiz wurde es endlich mal Zeit!
Wir haben unsere Wanderung am Trockenen Steg (2’939 m) mit fantastischem Blick auf die fast noch wolkenfreie Ostwand des Matterhorns begonnen, uns aber bei kühlen 13 Grad erstmal so warm eingepackt wie möglich.
Für die komplette Wanderung über Schwarzsee bis nach Furi haben wir mit rund 4.5 Stunden gerechnet… und lagen am Ende völlig falsch. Aber dazu später mehr.
Wenn man mit einem Vollblut-Geologen unterwegs ist, geht’s vorrangig nicht um die Bergtour an sich: Wir waren vor allem auf der Suche nach Mineralien, von denen es dort oben ziemlich viele geben soll. Aufgrund der komplizierten Entstehungsgeschichte des Matterhorns und den unterschiedlichen Platten, die sich dabei übereinander geschoben haben, existiert eine bunte Vielfalt an Gesteinen und Mineralien. Dunkelgrüner Serpentinit liegt dicht neben Blöcken aus schwarzem Metabasalt und feingebändertem Kalkglimmerschiefer. Nicht nur für jeden geologisch Interessierten eine wahre Freude, auch Fotografen kommen hier voll auf ihre Kosten.
Die Gegend rund um die Bergstation Trockener Steg ist wesentlich durch Serpentinit geprägt. Das Gestein hat seinen Namen (lat. serpens, dt. Schlange) wegen seiner Ähnlichkeit zur Struktur der Schlangenhaut erhalten. Die Oberfläche erinnert an Muschelperlmutt und fühlt sich wunderschön glatt an. Spannend ist auch die Herkunft und Entstehung von Serpentinit. Das Material stammt ursprünglich aus dem Erdmantel und wurde im Zuge der Gebirgsbildung an die Erdoberfläche transportiert.
Natürlich haben wir uns die Steine nicht nur aus der Ferne angeschaut. Um Mineralien zu entdecken, muss man schon ein bisschen näher ran. Vielversprechende Steine haben wir einen nach dem anderen aufgehoben und inspizierten sie genauestens. Zum Teil waren die Steinchen bzw. Minerale so klein, dass wir auf allen Vieren über den Boden gerobbt sind. Ein Bild für Götter! Ich war überrascht, dass uns dabei niemand angesprochen hat. Aber wahrscheinlich waren die asiatischen Wandergrüppchen so fasziniert vom Anblick des Matterhorns, dass sie uns ganz übersehen haben.
Im Kalkglimmerschiefer, der als kalkig-toniges Sediment während des Jura und der Unteren Kreidezeit im Tethys-Ozean abgelagert wurde, sind wir tatsächlich fündig geworden: weinrote Granate (Almandin), Pyrit-Würfel und stäbchenförmige Aktinolithe.
Rote, goldene und grüne Mineralien auf engstem Raum, so hübsch!
Bei all der Suche, Freude und Ablenkung haben wir die Zeit völlig vergessen. Allein von der Bergstation bis zum Erreichen des Furggsees hatten wir schon knapp drei Stunden! Die asiatischen Touristen, die schnurstracks an uns vorbeigelaufen sind, haben den Weg selbst in weniger geeignetem Schuhwerk und mit zig Foto-Stopps garantiert in unter einer Stunde gemeistert …
Aber egal, uns ging’s an diesem Tag nicht um die Wanderung, sondern ums „geologische Erlebnis“. Das Gefühl, ein perfekt geformtes Mineral mit wunderschöner Färbung zu finden, ist unbeschreiblich.
Kommentare
Noch keine Kommentare