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Kein Greyerzer in Gruyères oder warum Vorurteile in Frage gestellt werden sollten

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Kein Greyerzer in Gruyères oder warum Vorurteile in Frage gestellt werden sollten

Der Gruyère gehört ganz klar zu meinen Lieblingskäse (neben Tête de Moine und L’Étivaz). So habe ich mich besonders gefreut, die Wanderung von Bulle nach Gruyères zu erkunden. Wieso ich mit leeren Händen wieder nach Hause gekommen bin und meinen nächsten Greyerzer trotzdem wieder im Migros oder Coop kaufe, erfahrt ihr in meinem Blogbeitrag.

In den grünen Freiburger Voralpen bin ich immer wieder gerne unterwegs. Ich finde diese Landschaft besonders erholsam. Deshalb freue ich mich, die Wanderung von Gruyères nach Bulle, eine Wanderland-Etappe von «Fribourg en diagonale», zu erkunden. Da ich mir den Höhepunkt inklusive Käsekauf bis zum Schluss sparen möchte, beginne ich meine Wanderung nicht wie von SchweizMobil vorgesehen in Gruyères, sondern in Bulle.

In Bulle war ich noch nie und hatte ein Bild eines Vorortes, von dem ich möglichst rasch wegwill. Ich staune nicht schlecht, als mich ein neuer, moderner Bahnhof mit einem attraktiven Vorplatz empfängt. Meine nachträglichen Recherchen ergeben, dass der Bahnhof unter Einbezug zahlreicher Akteure umgestaltet und letztes Jahr neu eröffnet wurde. Der vom Schweizerischen Gemeindeverband verwendete Slogan «von einem Bahnhof zu einem Hub de vie» passt da wirklich gut. Ebenfalls von Bulle selbst bin ich überrascht: überall hat es Strassencafés und kleine Läden und der Wanderweg schlängelt sich schön durch den Schlosspark.

Abgesehen von Vogelgezwitscher ist der Teil im Wald zwischen Bulle und Broc sehr wenig attraktiv und führt einen etwas eintönig über Forststrassen. Broc ist ein schmuckes kleines Städtchen und der Weg, der Broc mit der wackeligen Brücke «le Pont qui branle» verbindet, führt wunderschön der Saane entlang, ist angenehm schattig und zwischendurch erhascht man einen Blick auf die Fribourger Voralpen. Die Brücke ist übrigens überhaupt nicht wackelig, hat aber anscheinend, bevor sie repariert wurde, leicht vibriert bei der Überquerung.

Schon bald sehe ich, wie das Städtchen Gruyères auf seinem Hügel vor mir thront. Natürlich zeigt sich die Sonne gerade beim Treppensteigen und ich komme ganz schön ins Schwitzen. Dafür habe ich jetzt die umso bessere Aussicht. Gruyères ist wirklich ein Bijou und es ist beeindruckend, was damals gebaut wurde.

Dass das Städtchen touristisch ist, wusste ich, aber nicht, dass es an einem Mittwoch von Touristen eingenommen ist und diese hauptsächlich asiatisch sind. Eigentlich wollte ich gemütlich durch die Gassen schlendern, mir die Läden anschauen und natürlich irgendwo meinen lang ersehnten und erwanderten Greyerzer kaufen. Es bieten allerdings nur wenige Läden Käse an und scheinen hauptsächlich auf ausländische Touristen ausgerichtet. Kein Vergleich mit dem Erlebnis beim Kauf eines Alpkäses irgendwo mitten im Nirgendwo.

Naja, eine Chance habe ich noch. Ich wandere zum Bahnhof hinunter, wo es vielleicht ein «Lädeli» gibt, dass mehr auf die Bewohnerinnen und Bewohner ausgerichtet ist. Leider nein – am Bahnhof steht ein riesiges Besucherzentrum, in dem es nur so wuselt von Besuchenden und in das ich mich ganz und gar nicht hineinzwängen will. Tja, so setze ich mich in aller Ruhe auf ein «Bänkli» am Bahnhof, warte auf meinen Zug und entscheide meinen nächsten Greyerzer wohl besser im Coop oder in der Migros zu kaufen oder von einer nächsten Wanderung einen Alpkäse heimzubringen. Fazit der Wanderung: Vorurteile sind mit Vorsicht zu geniessen und sollten immer wieder in Frage gestellt werden.

Dreikäsehoch

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