Kühle Wanderungen an heissen Tagen

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Kühle Wanderungen an heissen Tagen

Wenn es so heiss ist wie derzeit und in den letzten Wochen, dann überlege ich es mir tatsächlich zweimal, ob ich die Wanderstiefel schnüren soll oder doch lieber den Bikini anlegen und in die Badi gehen mag. Ich bewundere diejenigen, die sich für eine Wanderung entscheiden und habe daher ein paar Wandervorschläge für angenehme(re) Touren und Orte rausgesucht.

Wälder

An diesen ganz heissen Tagen ist es sicherlich extrem wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren – selbst wenn die Füsse schon nach dem ersten Kilometer glühen. Ein Sonnenhut ist schon mal ein guter Anfang, aber zudem braucht es entlang der Wanderung viel Schatten. Daher stehen derzeit Wanderungen durch unsere heimischen Wälder hoch im Kurs. Im Kanton St.Gallen beispielsweise verlaufen 23% aller Wanderwege durch den Wald, etwas mehr als 1000 Kilometer.

Auf und ab im Tössbergland Nr. 1803
Atzmännig, Schutt — Lichtensteig • SG

Auf und ab im Tössbergland

Trotz seines markanten Reliefs wird das Tössbergland dem Mittelland zugeordnet. Dabei erschient es wie ein veritables Gebirge, zwar nicht sehr hoch, aber mit steilen Hügeln und ausgedehnten Graten. Erst gegen Ende der Alpenfaltung entstand das Tössbergland aus Nagelfluhgestein. Dieses tritt oft unter der dünnen Humusschicht hervor und bildet skurrile Formationen neben dem Wanderweg. So ist denn zu Beginn dieser Wanderung ein recht strenger Aufstieg zu meistern. Steile Pfade, hohe Tritte und der Nagelfluhuntergrund, der sich unter den Schuhsohlen streckenweise wie Kugellager anfühlt, fordern Schnauf und Schweiss. Es lohnt sich, zeitig zu starten oder einen nicht zu heissen Wandertag auszuwählen. Die Anstrengung ist es wert, denn die weiten Grate versprechen grenzenlose Sicht und unendlichen Himmel. Zu Beginn ist es wichtig, die Richtung Oberchamm einzuschlagen. Nach einer kühlen Waldpartie steigt der Wanderpfad hinauf zur Chrüzegg. So heisst das Bergrestaurant, aber auch der Gipfel. Bei einer Verzweigung kann man direkt zum Restaurant gehen, doch es lohnt sich, über die Chrüzegg zu wandern. Die Sicht über den halben Alpenbogen und zum Zürichsee ist fantastisch. Mit Blick zum Säntis und zu den Churfirsten leitet der Weg vom Restaurant Chrüzegg zum Alplisattel, dann steil hinunter nach Altschwil. Eine Hartbelagstrecke führt über Egg bis etwa Schwendi. Danach geht es wieder auf Wanderpfaden über Grünland und durch Wälder via Grueben allmählich hinab bis Lichtensteig. Schon von Weitem beeindruckt das malerische Bild des mittelalterlichen Städtchens. Wer Zeit hat, unternimmt noch einen Rundgang durch die Laubengänge und Gassen.
Vom Appenzeller Vorderland ins Rheintal Nr. 1975
Oberegg AI, Post — Lüchingen, Sportanlagen • AI

Vom Appenzeller Vorderland ins Rheintal

Diese Wanderung vom Appenzeller Vorderland ins St. Galler Rheintal wartet mit einer überraschenden Vielfalt auf. Schon der Start ist speziell. Das Dorf Oberegg blieb während der Reformation seinem Glauben treu. Es schloss sich dem katholischen Kanton Appenzell Innerrhoden an und wurde so zur Exklave. Ob reformiert oder katholisch – tüchtig auf und ab geht es immer im Appenzellischen. So sind auch bis auf die Anhöhe St. Anton einige herausfordernde Steigungen zu bewältigen. Als Entschädigung gibt es Landidylle pur: schöne Appenzeller Bauernhöfe und blumenübersäte Wiesen. St. Anton ist der Aussichtspunkt schlechthin. Das Rheintal, der Alpstein, die Bündner Alpen und so manche Spitze im benachbarten Österreich und Allgäu kann man erkennen. Im abwechslungsreichen Abstieg durch den Rundenwald und an der Burgruine Hoch Altstätten vorbei erreicht man bei Boden den Permakulturhof Morgarot. Er wird von Manuela und Marcel Schmid im Einklang mit der Natur und den natürlichen Kreisläufen bewirtschaftet. Das zeigt sich in der Lebendigkeit der Kulturen. Ein kurzes, unmarkiertes Wegstück führt vom Permakulturhof der Strasse entlang zum Einstieg ins Mültobel und zum Schlussabstieg nach Lüchingen. Das Tobel ist eine Nummer für sich: wild, von Felsen und einem ungestümen Bach geprägt und reich bestückt mit urwüchsigem Wald. Der Weg schlängelt sich über Brücken, Stufen und Treppen talwärts und entlässt einen beim Hallen- und Freibad Oberes Rheintal. Wer mag, stattet noch dem nahe gelegenen Marktstädtchen Altstätten einen Besuch ab.
Auf verschlungenen Pfaden Nr. 2136
Bière — Yens • VD

Auf verschlungenen Pfaden

Wenn die Bäume, Sträucher und Blumen zu blühen beginnen, ist es im Arboretum du Vallon de l’Aubonne am schönsten. Es wurde 1968 gegründet und erstreckt sich über eine Fläche von 130 ha. Über 3000 Sorten Bäume und Sträucher aus aller Welt, die sich in der Gegend zwischen Jura und Genfersee akklimatisiert haben, kann man in diesem Park bestaunen. Es lohnt sich, genügend Zeit einzuplanen und das Picknick im Arboretum zu geniessen. Dafür stehen viele Tische und Bänke zur Verfügung. Didaktische Pfade führen durch das Gebiet, sodass auch Wissenshungrige gesättigt weiterwandern. Nachdem man den Ausgangsort Bière verlassen hat, schlängelt sich der schmale Wanderweg durch den Wald. Ab und zu kommt man der Aubonne nahe, jedoch führt die Route immer etwas oberhalb des Flusses in Richtung Yens. Ein Abschnitt der Strecke ist wegen Erosion umgeleitet. Dies tut der Wanderung aber keinen Abbruch – man kommt sogar in Burgdorf vorbei (Sie werden sehen!). Nach dem Arboretum sind es noch einige Kilometer, die grösstenteils auf Hartbelag zurückgelegt werden müssen. Die Wanderung sollte deshalb nicht bei zu hohen Temperaturen gemacht werden. In Yens steigt man wieder in den Zug nach Morges und hängt auf der gemütlichen Fahrt den schönen Eindrücken nach.
Höhlen

Daneben bieten aber auch Höhlen eine willkommene Abwechslung, um sich abzukühlen. Im Inneren herrscht eine konstante Temperatur von 7-10°C, so dass sogar der Pulli wieder gefragt ist.

Berge

Möchte man für eine Erfrischung nicht im dunklen Loch verschwinden, so besteht immer noch die Möglichkeit, hohe Berge zu erklimmen. Pro 100 Meter Höhenunterschied nimmt die Temperatur laut MeteoSchweiz nämlich im Mittel um 0.65°C ab.  

Höhlenabenteuer im Val-de-Traves Nr. 1847
Môtiers NE • NE

Höhlenabenteuer im Val-de-Traves

Man könnte meinen, dass es doch etwas viel Aufwand ist, für eine fünfviertelstündige Wanderung extra ins Val-de-Travers zu reisen. Doch an einem sommerlich-heissen Tag ist die Rundwanderung zur Cascade de Môtiers die ideale Kombination zwischen Spazieren im Wald und dem Abenteuer in der Kühle der Höhle, ergänzt von einem trotz Wassermangels idyllischen Wasserfalls. Couvet wirbt mit seinen Absinthbrennereien, was die Kinder aber weniger interessiert. Ausserhalb des Dorfes führt eine Allee in den Wald, auf einem Naturweg geht es aufwärts. Bald kommt eine liebliche Lichtung, und auch die Cascade de Môiters ist nicht mehr weit. Von einem Brücklein kann man den Wasserfall runterblicken. Und nach einem Zickzackweg ist man an dessen unterem Ende. Dort steht auch ein grosser, mit Moos überwachsener Felsen – er erinnert an Jean-Jacques Rousseau, der von 1762 bis 1765 in Môtiers im Exil weilte. Hinter dem Stein beginnt die Grotte de Môtiers. Je nach Jahreszeit ist sie trockenen Fusses erreichbar, sonst durch knöcheltiefes Wasser. Einem an der Wand montierten Seil entlang klettert man in der Höhle aufwärts, bald ist eine Taschenlampe unabdingbar. Denn es geht wieder hinunter, das Licht des Eingangs verschwindet. Es ist stockdunkel und mucksmäuschen still. Ein feuchter Luftzug ist spürbar, die Fledermäuse, die hier wohnen, sind nur zu vermuten. Wieder draussen, wandert man dem Flüsschen entlang weiter. Immer wieder verschwindet das Wasser unvermittelt, taucht irgendwo später wieder auf. Der wasserdurchlässige Karst spielt sein Spiel. Farn und Moos leuchten im Wald. Und bald erreicht man einen kleineren, aber nicht minder idyllischen Wasserfall. Hier lässt sichs verweilen und spielen. Zeit hat man ja, und der Weg nach Môtiers ist nicht mehr weit.
Zu den Steinbrüchen von Arzo Nr. 1887
Arzo, Bagno Spiaggia — Meride, Paese • TI

Zu den Steinbrüchen von Arzo

Gegenüber der Busstation «Arzo, Bagno Spiagga» zweigt der Weg zum Poncione d’Arzo ab. Doch Eile ist hier fehl am Platz. Nach 200 Metern Weg taucht man in die interessante Geschichte von Arzo und seinen Steinbrüchen ein. In den Cave di Arzo wurde während Jahrhunderten der für Kirchen und Paläste beliebte Brocatello d’Arzo gebrochen. Man findet ihn in der Dorfkirche von Arzo ebenso wie im Petersdom im Vatikan, in der Einsiedler Klosterkirche oder im Bundeshaus. 2009 wurde der letzte Steinbruch stillgelegt und aus dem grössten ein Amphitheater gebaut, das von März bis Oktober eine Kulturstätte ist. Vorbei an vielen kleinen stillgelegten Steinbrüchen geht es nun den Berg hinauf. Der Weg bis zum Gipfel des Poncione d’Arzo verläuft meistens durch Wald und umgeht auch die Weide Costa – der Mutterkühe wegen. Der Poncione liegt auf der Grenze. Die Italiener nennen ihn Pravello und haben ihn einst mit Schützengräben befestigt. Der Weg führt die Grenze entlang, hinab in vielen engen Kehren zum Albero di Sella. Im Frühsommer blüht hier die Feuerlilie. Immer im Wald wandernd, erreicht man Crocefisso und die Strasse, die nach Serpiano führt. Für den Monte San Giorgio kann man auch den nicht als Wanderweg bezeichneten Forstweg nehmen, der auf der gegenüberliegenden Strassenseite Richtung Norden aufsteigt und später auf den offiziellen Wanderweg trifft. Nun geht es zu den Weiden bei Forello. Zum Monte San Giorgio und zu der Kapelle ist es nur mehr ein kurzes Stück. Für den Abstieg hält man sich in Forello links und steigt über Weiden, später durch Wald nach Cassina und über den mit groben Steinblöcken gepflasterten Kreuzweg bis nach Meride ab.
Gewässer

Für den ein oder anderen erfrischenden Moment sorgen Seen, Bäche, Wasserfälle, Tobel oder auch Suonen. Wer nicht nur seine Füsse ins kühle Nass hängen möchte, der packt grad noch die Badekleider mit in den Rucksack. Zum Glück wiegt die Badehose nicht allzu viel.

Wilde Wasser auf der Via Albula Nr. 2132
Preda — Spinas • GR

Wilde Wasser auf der Via Albula

Die Via Albula/Bernina führt auf ihrer sogenannten Königsetappe von Preda nach Spinas im Val Bever (GR). Beeindruckend ist die Alpseenlandschaft auf dem Crap Alv, spektakulär der Blick vor dem steilen Abstieg ins Val Bever. Die Wanderung startet in Preda, sieben Kilometer oberhalb von Bergün, das man mit dem Zug von Chur aus erreicht. Die Bahnlinie ist von der UNESCO als Welterbe zertifiziert, sodass schon die Anreise zur Wanderung ein Erlebnis ist. Vom Bahnhof Preda aus führt die Wanderung rasch in den Wald. Im Schatten steigt man auf in Richtung Albulapass, vorbei am lieblichen Palpuognasee. Wer bereits eine Pause einlegen möchte, findet hier viele schöne Picknickplätze. Der weitere Weg führt mittels Holzstege über viele Bäche und über Alpweiden. Die Bäume lichten sich je weiter man ansteigt. Zweimal quert man die Passstrasse, bevor der Weg kurz vor der Passhöhe nach rechts in ein Seitental abzweigt. Hier eröffnet sich einem ein mit jedem Schritt fantastischerer Blick auf den Lajets digl Crap Alv. Der Bergsee liegt unter einem steil abfallenden Hang, und ist in eine hügelige, schroffe Alpinlandschaft eingebettet. Von hier aus nimmt man den Schlussanstieg zur Fuorcla Crap Alv unter die Füsse, ein stetiger Anstieg auf einem gut ausgebauten Weg. Richtiggehend spektakulär dann ist der Anblick in Richtung Engadin von der Fuorcla auf 2466 M. ü. M. aus. Der wilde Fluss Beverin schlängelt sich durch das Val Bever, soweit das Auge in beide Talrichtungen sieht. Steil abfallende Hänge und majestätische Gipfel runden das imposante Bild ab. Schnell ist aber wieder Konzentration statt Weitblick gefragt: Der Abstieg ins Tal ist nicht zu unterschätzen: Er ist steil, rutschig und exponiert und geht mit 700 Metern Höhenunterschied in die Beine. Belohnt wird man auf dem Talboden mit der idyllischen Flusslandschaft, die zum Picknicken und Kühlen der Füsse im wilden Beverin einlädt, bevor in Spinas die Wanderung endet und man wieder die Albulabahn besteigt.
Zu den Quellen der Vièze Nr. 2005
Morgins, poste • VS

Zu den Quellen der Vièze

Die Familienwanderung ins Val de Morgins verspricht viel Farbe. Dies zeigt sich bereits nach einer Viertelstunde bei Eau Rouge, wo ein rotes Bächlein in die Vièze mündet. Man kann es etwas aufwärts bis in einen gemauerten Kanal zurückverfolgen und gelangt zu drei kleinen Steintoren, durch die das Wasser herauskommt. Die Steine im Bachbett sind überzogen von einer glitschigen, roten Schicht – ein wunderbarer Spielplatz. Das Wasser ist weiter oben in den Boden versickert, wobei sich Eisen gelöst hat. Sobald das Wasser an die Oberfläche tritt, bilden sich Eisenoxide und -hydroxide – diese färben es schliesslich rot. Das eisenhaltige Wasser war auch der Grund für den regen Kurtourismus in Morgins im 19. Jahr- hundert. Weiter geht es durch losen Wald. Nach dem Restaurant Cantine de They trifft man auf den Étang de Sassey. Algen schwimmen im Wasser und färben den Teich grün. Tannen und der Tête du Géant spiegeln sich auf der Oberfläche. Hier ist ein idealer Ort, um einen Cervelat über dem Feuer zu bräteln. Gut genährt geht es weiter, denn den letzten Höhepunkt muss man sich etwas verdienen. Am Talende, kurz vor Sassey, zweigt der signalisierte Wanderweg vom Strässchen nach rechts ab. Wer zum gelben Wasser will, bleibt aber noch einige Meter auf dem Strässchen, bis dieses eine Linkskurve macht. Hier führt ein kleiner Pfad geradeaus in den Wald, erst über ein Bächlein, dann der Vièze de Morgins entlang bis zum Ziel: Mitten im Wald liegt ein 80 Meter hoher, mächtiger gelb-schwarzer Kalkrücken, über den stets etwas Wasser fliesst. Aus diesem löst sich Kalk und verleiht dem Fels die gelbe Kruste. Ein eindrücklicher Ort. Schliesslich kehrt man auf demselben Weg zurück nach Morgins.
Durch die grüne Schlucht: die Gorges de l’Orbe Nr. 2152
Le Day — Orbe • VD

Durch die grüne Schlucht: die Gorges de l’Orbe

Wer an einem sonnigen Tag im Frühling durch die Gorges de l’Orbe wandert, geht durch eine ganz und gar grüne Welt: Riesige bemooste Felsblöcke liegen im Fluss, insgesamt sind rund 80 Moosarten aus der Orbe-Schlucht bekannt. Farne säumen den Weg, hell strahlen die Blätter der Buchen. Waldveilchen und Frühlingsplatterbsen setzen violette Farbtupfer. Eindrücklich, was für eine vielfältige Pflanzenwelt an diesem feuchten, schattigen Ort gedeiht. Zum Anfang lohnt sich der kleine Umweg vom Bahnhof in Le Day aus über die Staumauer. Danach führt der Weg nahe dem Flussbett mit seinen bemoosten Steinen entlang zum Saut du Day, wo das Wasser über etwa zehn hohe Stufen in ein Becken stürzt. Bis 1972 stand hier ein Kraftwerk, mit dessen Strom in einer Fabrik Kaliumchlorat für Sprengstoff und Streichholzköpfe hergestellt wurde. Ein alter, dunkler Tunnel aus Fabrikzeiten führt heute noch unter dem Wasserfall hindurch. Nun wandert man der Orbe entlang, wechselt die Uferseite, steigt immer höher die Flanke hinauf und blickt dabei immer wieder auf den Fluss weit unten. Erst kurz vor Les Clées führt der Weg wieder ans Wasser. Vor der ersten Brücke zeigt ein Holzwegweiser zu den Marmites, den Gletschertöpfen. Dort hat sich das Wasser vor Jahrtausenden, als die Orbe vergletschert war, tief in den weissen Stein eingefressen: Im Wasserstrudel drehende Steine haben runde Löcher ausgehöhlt, die heute von Moos bewachsen sind. Ein magischer Ort. Auf der nördlichen Seite der Brücke führt der Weg nun sonnig und hoch über der Orbe entlang, meist ohne Sicht auf den Fluss, bis es wieder zu einer Brücke hinuntergeht. Hier kann die Schlucht einige Meter auf eigene Faust erkundet werden – solide Wanderschuhe und Vorsicht vorausgesetzt. Ein letztes Mal wechselt man auf die Südseite der Orbe und steigt den Bergwanderweg hoch, wo Schwindelfreiheit gefragt ist. Ab und zu erhascht man einen Blick auf den Fluss, bevor man schliesslich in Orbe ankommt.
Zeitreise auf den Walliser Wasserwegen Nr. 1774
Anzère — Botyre • VS

Zeitreise auf den Walliser Wasserwegen

Einst waren sie die Lebensversicherung der Walliser Bauern. Heute sind sie ein Stück Kantonsgeschichte und eine beliebte Touristenattraktion: Die Suonen, die Wasserleitungen aus den Bergen, gehören zum Wallis wie das Matterhorn. Um Wasser für Wiesen und Felder aus den entfernten Gletscherbächen zu holen, bauten die Bauern seit Jahrhunderten kilometerlange Wasserleitungen aus Holz und Stein, die spektakuläre tiefe Schluchten und überhängende Klippen überwanden. Einige sind heute nur noch Ruinen, andere sind bis heute im Gebrauch. Und sie bieten Wanderfreudigen bisweilen abenteuerliche Wege durch eine dramatische Landschaft mit Aussicht auf die weissen Gipfel der Walliser Alpen. Eine besonders lohnende Route ist jene entlang der Suone von Sitten, oder Bisse de Sion, wie sie auf Französisch heisst. Von Anzère wandert man während rund vier Stunden bis nach Botyre, stellenweise auf einem speziell als Museumsweg gekennzeichneten Wanderweg, welcher die Suonen von Sitten und Bitaillaz verbindet. Lerntafeln vermitteln entlang des Weges Wissenswertes über die Wasserleitungen. Etwa, dass die Suone von Bitaillaz bereits im Mittelalter erbaut wurde. Auf der Wanderung sieht man mehrere Schleusen und Verteilersysteme, welche das Wasser proportional aufteilten und in die verschiedenen Dörfer leite(te)n. Besonders beeindruckend daran ist eben: Diese bis zu 500 Jahre alten Konstruktionen funktionieren heute immer noch. Die Wanderung endet im Dörfchen Botyre. Hier lohnt sich ein Besuch im Suonen-Museum, in einem schön restaurierten Haus aus dem 17. Jahrhundert. Auf vier Etagen erfährt man noch mehr über die historischen Wasserleitungen von der Zeit der Römer bis heute.

Wofür man sich schlussendlich entscheidet, immer genügend zum Trinken mitnehmen und unterwegs wieder auffüllen (Trinkwasserbrunnen, Restaurants oder ggfs. klare Bergbäche).

Naturwanderin

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