Traumjob Hüttenwart?
Suche: physisch und psychisch äusserst belastbare Persönlichkeit, die gewillt ist, bei kleinem Verdienst, Kost & Logis und fast vollständigem Verzicht auf Privatsphäre eine besonders vielseitige, anstrengende Tätigkeit mit ungeregelten und sehr langen Arbeitszeiten sowie eingeschränktem sozialem Umfeld auszuüben.
Biete: Job als Hüttenwart.
Hüttenwarte arbeiten komplett interdisziplinär und vereinen mindestens die Berufsgattungen Hotelier, Gastwirt, F & B Manager, Koch, Bäcker, Servicefachangestellter, Raumpfleger, Sanitär, Elektromonteur, Mechaniker, Telematiker, Meteorologe, Bergführer, Coach, Krankenpfleger, Unterhalter, Geschäftsführer, Buchhalter. Ein wirklich äusserst verantwortungsvoller Job, und das erst noch in beeindruckender Bergwelt.
Nicht wenige Leute sehen darin einen wahren Traumjob, aber ist es das wirklich? Alleine das «Wetter-Touren-Paradoxon» spricht für mich dagegen: Wetter top = Hütte voll, keine Chance eine Tour zu unternehmen; Wetter flop = fast keine Gäste, aber trotzdem keine Tour, weil eben Wetter flop und immer noch genug andere Arbeiten zu erledigen. Bei meinem Einsatz im Berghotel Faulhorn bot sich mir die tolle Chance, etwas Hüttenwartsluft zu schnuppern. Ohne zu zögern würde ich wieder für die Dauer eines Monats in den Bergen arbeiten gehen. Aber der Preis, damit den gesamten Lebensunterhalt zu bestreiten, wäre mir ganz sicher zu hoch.
Vorgestern ist mir dazu im «Alpen» ein lesenswerter Artikel in die Hände gekommen. Er handelt von der Masterarbeit von Claudia Schiesser, die der Frage nachgegangen ist, welche Voraussetzungen es braucht, um im Beruf des Hüttenwarts erfolgreich und glücklich zu sein. Aus ihren Untersuchungen leitet sie folgende «förderlichen Voraussetzungen» ab: Neben einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung («Die Person muss überzeugt sein, den Weg zum Resultat zu schaffen») und Selbstmotivation seien auch eine Portion Optimismus sowie eine ausgeprägte Wertehaltung hinsichtlich Ehrlichkeit, Wertschätzung, Achtsamkeit und Echtheit wichtig. Als Schlüssel zum Erfolg erachtet sie die Authentizität des Hüttenwarts / der Hüttenwartin, die es erlaube, die schwierigen Aufgaben zu meistern und lösungsorientiert zu handeln. Dies gelte für alle drei in der Studie charakterisierten Hüttenwarttypen: den Gastgeber in einer sehr grossen Hütte, den Selbstständigen die überall selber Hand anlegen und die Nähe zu den Gästen suchen sowie dem Original, das das Ursprüngliche erhalten und dem Neuen trotzen will (Klammerbemerkung: diese Spezies steht auf der dunkelroten Liste). Wobei alle drei Typen dem Wandel der Hütten unterworfen seien.
Wer selbst einmal Gastgeber in einer Berghütte sein möchte, absolviert zuvor von Vorteil ein Praktikum sowie einen fundierten Ausbildungskurs. Letzterer wird von den meisten SAC-Sektionen für die Übernahme einer Hütte vorausgesetzt.
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